Voller Stolz posiert der spanische König Juan Carlos vor seiner Jagdtrophäe. Sein Gewehr glänzt in der afrikanischen Sonne. Hinter dem Monarchen im Safari-Outfit liegt ein erlegter Elefant. Sein toter Körper wurde so drapiert, dass das volle Ausmaß seiner Stoßzähne zur Geltung kommt.
Das Foto ist schon ein paar Jahre alt, entstanden auf einer königlichen Safari in Botswana. Seit dem Wochenende kursiert es wieder im Netz, begleitet von einer Welle der Empörung. Der 74-jährige König hat sich am Wochenende in Botswana die Hüfte gebrochen. Er befand sich dort auf einer Elefantenjagd. Ausgerechnet: König Juan Carlos ist nämlich Ehrenpräsident der spanischen Sektion des WWF, einer der größten Naturschutzorganisationen der Welt. Für sein Volk liefert die Tatsache, dass Carlos sich auf einem kostspieligen Safari-Trip befand aber auch den Beweis, dass das Staatsoberhaupt in dem königlichen Elfenbeinturm das Gefühl für Anstand und Feingefühl abhanden gekommen zu sein scheint.
Stiere töten ja, Geld verprassen nein
In Spanien, dem Land, das den brutalen und ethisch stark umstrittenen Stierkampf überwiegend nicht als Tierquälerei sondern als Tradition feiert, ist die Tatsache, dass der König Elefanten schießt, nicht das größte Problem. Seine Jagdleidenschaft ist seit Jahren bekannt. Mit den teuren Safari-Ausflügen hat man vor allem aus finanzieller Sicht Probleme. Dass ihr König in Zeiten der Krise nach Afrika jettet, um Elefanten zu schießen, löste eine heftige Debatte aus. Erst kürzlich hatte Juan Carlos sein Volk in einer Ansprache aufgefordert, in Krisenzeiten auf "soziale Gewohnheiten" zu verzichten. Auch betonte er, dass ihn die Arbeitslosigkeit Tausender Jugendlicher in Spanien um den Schlaf bringe. Diese Sorge dürfte jedoch sicher nicht der Grund dafür gewesen sein, dass der schlaflose Safarikönig nachts in seiner Jagdhütte stolperte.
Mitglieder wollen WWF-Unterstützung kündigen
Der WWF Spanien sieht dringenden Redebedarf. In einem Brief an das spanische Königshaus von Montag, der stern.de vorliegt, spricht Juan Carlos del Olmo, Generalsekretär des WWF Spanien, von "schweren Schäden", die dieser "Aufschrei für die Glaubwürdigkeit des WWF" bedeute, der sich seit 50 Jahren für den Schutz von Elefanten einsetze. Del Olmo betont, dass viele Menschen bereits angekündigt hätten, ihre WWF-Mitgliedschaft in Spanien zu kündigen. Er drängt auf ein Treffen mit dem spanischen Königshaus.
In Deutschland macht man sich jedoch wenig Hoffnung, dass es in diesem Fall schnell eine Aufklärung geben wird. "Im spanischen Königshaus läuft alles streng nach Protokoll, sicherlich wird zunächst die angeschlagene Gesundheit vorgeschoben werden", so die deutsche WWF-Sprecherin. Dazu, ob Juan Carlos die Ehrenpräsidentschaft aberkannt wird, kann die Organisation noch keine Stellung beziehen. Es ist kein ähnlicher Fall in der Geschichte des WWF bekannt. Als allerdings Anfang der 90er Jahre in Deutschland die Jagdleidenschaft des Unternehmers Knut Bellinger bekannt wurde, sah man von einer geplanten Berufung in den WWF-Stiftungsrat ab.
In Spanien haben inzwischen zehntausende Spanier König Juan Carlos aufgefordert, die Ehrenpräsidentschaft niederzulegen. Bis Montag unterzeichneten bereits 43.000 Menschen eine entsprechende Online-Petition.
20.000 Euro kostet die Lizenz zum Töten
Auch der WWF Deutschland ist nicht begeistert von dem Jagdtrip des spanischen Königs."Leider können wir uns den Ehrenpräsidenten nicht aussuchen", kritisiert eine Sprecherin der deutschen Sektion die Wahl des spanischen Ehrenpräsidenten. Man geht jedoch beim WWF davon aus, dass es sich um eine legale Trophäenjagd gehandelt hat.
Die Jagd von Wildtieren in Afrika könne jedoch laut WWF Deutschland unter strengen Voraussetzungen auch durchaus sinnvoll sein. "Der internationale Jagdtourismus stellt für viele marginale Regionen eine bedeutende Einnahmequelle dar", so die Sprecherin. Das Geld, das betuchte Jäger für ihr Hobby auf den Tisch legen, fließt in den Naturschutz und soziale Projekte der Bevölkerung. Etwa 25.000 Euro kostet die Lizenz zum Töten eines Dickhäuters, 20.000 Euro jedes erlegte Tier. Dafür bekommt man dieses dann auch komplett - und darf es als Trophäe ausführen. Ein kommerzieller Handel, Weiterverkauf und kommerzielle Nutzung sind verboten.
Laut WWF Deutschland helfe eine Quote von zum Abschuss freigegebenen Tieren auch gegen illegale Wilderei. 2011 seien in Botswana im Zuge einer "regulierten und nachhaltigen Trophäenjagd" etwa 400 Elefanten erlegt worden. Trotzdem werden laut WWF in Afrika jährlich etwa 12.000 Elefanten illegal abgeschossen.
Die Verfehlungen des spanischen Königshauses
In Madrid bemüht sich das erfolgreich operierte Staatsoberhaupt derweil um Schadensbegrenzung. Wie die Tageszeitung "El Mundo" schreibt, will der Monarch am Freitag gemeinsam mit Ministerpräsident Mariano Rajoy darüber beraten, wie man mit der Kritik umgehen wolle. Auch dem Regierungschef Rajoy wird vorgeworfen, Juan Carlos nicht von der kostspieligen Safari-Reise abgehalten zu haben.
Erst vor einer Woche hatte sich bereits Juan Carlos' Enkel Froilán beim Jagen verletzt, als er sich mit einem Gewehr versehentlich in den Fuß schoss. Auch Carlos' Schwiegersohn Iñaki Urdangarín sorgt zurzeit für Schlagzeilen, soll er doch öffentliche Mittel in Millionenhöhe veruntreut haben. Im spanischen Königshaus scheint derzeit so mancher Schuss nach hinten loszugehen.