Am zweiten Tag des Prozesses in Philadelphia wurde die schriftliche Aussage eines inzwischen verstorbenen Überläufers vorgelesen. Demnach soll Edgar Ray Killen einer Gruppe von Klan-Mitgliedern im Juni 1964 gesagt haben, sie sollten die beiden weißen New Yorker und einen Schwarzen aus Mississippi "ergreifen und ihnen den Hintern aufzureißen". Danach sei er zu einer Beerdigung gegangen, um sich ein Alibi zu verschaffen, hieß es in der Aussage von James Jordan aus dem Jahr 1967. Dieser war selbst Klan-Mitglied, stellte sich dann aber den Behörden als Zeuge zur Verfügung.
Bluttat im Freiheitssommer
Ein besonders emotionaler Zeugenauftritt war am Freitag die Aussage der 89-jährigen Carolyn Goodman. Die Mutter eines der Opfer las aus einer Postkarte vor, die ihr Sohn Andrew kurz vor seinem Tod geschrieben hatte: "Dies ist eine wundervolle Stadt, und das Wetter ist herrlich. Ich wünschte, ihr wärt hier. Die Leute hier sind wunderbar." Goodman kam aus New York nach Mississippi, um sich im "Freiheitssommer" von 1964 der Bürgerrechtsbewegung anzuschließen und für die Registrierung von schwarzen Wählern zu werben.
Der Teilzeitprediger und Sägewerkbetreiber Killen wurde 1967 schon einmal wegen der Bluttat angeklagt, doch gelangte die nur aus Weißen bestehende Jury damals zu keinem einhelligen Urteil. Sieben Mitangeklagte wurden schuldig gesprochen, doch verbüßte keiner von ihnen eine Haftstrafe von mehr als sechs Jahren. Bei einem Schuldspruch in dem neuen Prozess im US-Staat Mississippi muss Killen, der nach Zahlung einer Kaution auf freiem Fuß ist, mit lebenslanger Haft rechnen. Die Jury besteht diesmal aus neun Weißen und drei Schwarzen.
AP