morgenstern Die Sicherheitsvorkehrungen im Louvre? Quasi nicht existent

Der Louvre in Parus
Bis zu 30.000 Besucher kommen täglich in den Louvre nach Paris
© Ed Freeman / Getty Images
Bericht deckt eklatante Mängel im Louvre auf. Trumps Wirtschaft für die Reichen. Und: Was es mit dem "Ozempic-Gesicht" auf sich hat. Die Lage am Morgen.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,

der Diebstahl aus dem Louvre ist sicherlich eines der spektakulärsten Verbrechen der vergangenen Jahre. Noch Tage nach dem Raub von Juwelen im Wert von 88 Millionen Euro Mitte Oktober betonte die französische Kulturministerin Rachida Dati, dass die Sicherheitsvorkehrungen funktioniert hätten. Das klingt im jetzt veröffentlichten Bericht des französischen Rechnungshofs anders. So anders, dass Dati ihre Aussagen revidieren muss.

Auf 153 Seiten zerreißt der Rechnungshof regelrecht die Sicherheitsvorkehrungen im Louvre, die praktisch nicht existierten. Der Bericht zeigt zudem auf, dass die Museumsleitung falsche Prioritäten gesetzt hat. So wurden zwischen 2018 und 2024 nur drei Millionen Euro in die Sicherheit investiert – nötig wären jedoch 83 Millionen gewesen. Alleine für neue Werke gab das Museum mehr Geld aus (105 Millionen Euro), als für Sicherheit, Modernisierung und Restaurierung (90 Millionen Euro) zusammen. Von den gekauften 2800 Werken wurde bis heute allerdings nicht mal ein Viertel ausgestellt.

Die Sicherheitsvorkehrungen im Louvre? Quasi nicht existent

Auch andere Erkenntnisse werfen ein schlechtes Licht auf das Haus. So gibt es nur fünf Kameras an der Fassade des Museums, dessen Außenmauern rund drei Kilometer lang sind. Die Mauer, über die die Diebe in den Louvre einstiegen, wurde nur von einer Kamera überwacht – die jedoch den Bereich des Einbruchs nicht erfasste.

Innerhalb des Museums mangelt es ebenfalls an Überwachung: In einigen Bereichen werden bis zu 75 Prozent der Fläche nicht überwacht. Viel schlimmer aber noch: Ein Großteil der Sicherheitslücken im Haus war längst bekannt. Bereits zwischen 2015 und 2017 wurden in einer Sicherheitsüberprüfung etliche Mängel aufgedeckt. Die damals ausgesprochenen Empfehlungen wurden bis heute nicht umgesetzt. 

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Wie leichtfertig bereits damals mit der Sicherheit umgegangen wurde, zeigt ein Bericht der Tageszeitung "Libération". Demnach soll das Kennwort für das Sicherheitssystem des Museums schlicht "Louvre" gelautet haben. Noch bis heute wird im Louvre laut dem Bericht veraltete Software genutzt, für die schon lange keine Sicherheitsupdates mehr geliefert werden. 

"Der Diebstahl bestätigt manche Feststellungen noch. Es ist ein ohrenbetäubendes Alarmsignal", meint Rechnungshofchef Pierre Moscovici bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Eines, das man wohl auch im Kulturministerium vernommen hat. "Wir können nicht so weitermachen", erklärt Kulturministerin Dati und kündigte neue Sicherheitsvorkehrungen bis Ende des Jahres an. 

Die Maßnahme allein wird den gestohlenen Schmuck nicht zurückbringen. Fast drei Wochen nach der Tat fehlt von der Beute trotz der Festnahme mehrerer mutmaßlicher Täter weiterhin jegliche Spur.

Trumps Wirtschaft für die Reichen

An dem Tag, an dem die US-Börsen sich neuen Höchstständen näherten, erschien auf der Titelseite des "Lexington Herald Leader", einer großen Tageszeitung in Kentucky, ein Beitrag, in dem es um eine Ausgabestelle für kostenlose Nahrungsmittel ging. 

Da die US-Behörden seit der Haushaltssperre nur noch eingeschränkt arbeiten, wird das Geld aus dem Ernährungsprogramm SNAP nur verzögert an Bedürftige ausgezahlt. Das aber treibt der vom Bundesstaat Kentucky geförderten Food Bank nun die Abnehmer zu: Dort, wo normalerweise vielleicht 30 Familien warten, stehen nach Angaben der Betreiber nun weit über 100

Wie viele es in den kommenden Tagen werden, wird sich zeigen. Ein Bundesrichter verpflichtete am Donnerstag (Ortszeit) die Trump-Regierung dazu, die Lebensmittelhilfen für 42 Millionen einkommensschwache Amerikaner für November bis Freitag vollständig zu finanzieren.

Das Urteil aber ändert wenig daran, wie sich das Land in dem einen Jahr nach Trumps Sieg bei der Präsidentenwahl verändert hat. Die USA teilen sich in eine kleine Oberschicht auf, die durch die Entscheidungen Trumps immer reicher wird – und in eine große, breite Masse, die zunehmend unter der Politik der Regierung leidet. Eine Bilanz der Trump-Politik ein Jahr nach der Wahl:

Vier Lehren aus Wadephuls Damaskus-Debakel

"Hier können wirklich kaum Menschen richtig würdig leben", sagte Außenminister Johann Wadephul kürzlich beim Besuch in einer schwer verwüsteten Vorstadt von Syriens Hauptstadt Damaskus. Rückführungen? Kurzfristig kaum möglich.

"Der Bürgerkrieg in Syrien ist beendet. Es gibt jetzt keinerlei Gründe mehr für Asyl in Deutschland, und deswegen können wir auch mit Rückführungen beginnen", befand dagegen Bundeskanzler Friedrich Merz. 

Wie "Außenpolitik aus einem Guss" wirkt das nicht. Und so gingen immer mehr Parteifreunde auf den Außenminister los. Der setzte sich zur Wehr, steht am Ende der Woche aber ziemlich isoliert da. 

Das Damaskus-Debakel verrät eine ganze Menge – über Wadephul, die Union und ihre Orientierungslosigkeit. Die stern-Politikchefs Jan Rosenkranz und Veit Medick diskutieren über vier Lehren. 

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

Das passiert am Freitag, dem 7. November

  • Ungarns Regierungschef Orban trifft Trump im Weißen Haus
  • In Los Angeles werden am Abend die Grammy-Nominierungen bekanntgegeben
  • Mit dem Nordderby zwischen Werder Bremen und dem VfL Wolfsburg beginnt der zehnte Spieltag der Fußball-Bundesliga

Unsere stern+-Empfehlung des Tages

Eingefallen und plötzlich gealtert: Was Ozempic und Co. mit dem Gesicht machen, versuchen Chirurgen nun mit Fillern und Straffungen zu reparieren.

Liebe Leserinnen, liebe Leser, mit diesen Zeilen möchte ich mich abschließend von Ihnen verabschieden. Nach sechs Wochen in den USA geht meine Zeit beim morgenstern zu Ende. Vielen Dank für die vielen Zuschriften, Lob, Kritik oder Anregungen. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Ab nächster Woche übernimmt dann mein Kollege Thomas Krause aus Thailand.

Wie hat Ihnen dieser morgenstern gefallen? Schreiben Sie es mir gerne: maximilian.seidenfaden@stern.de. Sie können dieses Morgen-Briefing auch als Newsletter in Ihr Postfach erhalten. Melden Sie sich einfach unter folgendem Link an.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Tag! 

Take care!

Max Seidenfaden

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