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Bluttat in Würzburg Polizeipräsident: Täter erkundigte sich in Kaufhaus nach Messern, schnappte sich eins und tötete drei Frauen

Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert während der Pressekonferenz zum Messerangriff in der Würzburger Innenstadt
Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert während der Pressekonferenz zum Messerangriff in der Würzburger Innenstadt
© Thomas Lohnes / Getty Images
Nach der Messerattacke in der Würzburger Innenstadt mit drei Toten haben die Behörden über den aktuellen Ermittlungsstand informiert. Demnach waren alle drei Opfer Frauen. Fragezeichen stehen weiter hinter dem Motiv des Tatverdächtigen.

Nach der tödlichen Messerattacke in der Würzburger Innenstadt haben Bayerns Innenminister Joachim Herrmann sowie Vertreter der Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstagnachmittag über den aktuellen Ermittlungsstand informiert. In einer gemeinsamen Pressekonferenz sagte Herrmann, es müsse jetzt ermittelt werden, inwiefern die Psyche des 24 Jahre alten Somaliers eine Rolle gespielt habe und inwiefern islamistische Einstellungen zur Tat beigetragen hätten. Die Ermittler gingen weiter davon aus, dass es sich um einen Einzeltäter handelt.

Bei dem Angriff am Freitagabend waren drei Menschen durch Stiche tödlich verletzt worden. Von den mindestens fünf Schwerverletzten des Messerangriffs kämpfen nach Herrmanns Angaben immer noch mehrere Menschen um ihr Leben. Er hoffe und bete, dass diejenigen, die in Lebensgefahr seien, wieder genesen könnten. 

Alle drei Todesopfer sind Frauen

Im Anschluss an Herrmann ging Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert genauer auf den Tathergang ein. Seinen Angaben zufolge hatte sich der Verdächtige unmittelbar vor der Attacke in einer Woolworth-Filiale nach Messern erkundigt, sich eines aus einer Auslage geschnappt, sofort auf eine Verkäuferin eingestochen und sie tödlich verletzt. Anschließend tötete der Mann nach bisherigen Erkenntnissen dort zwei weitere Frauen. Danach griff er weitere Menschen in einer Bank und auf der Straße an.

Nach Angaben der Polizei noch eine Frau in Lebensgefahr. Zwei von sieben ernstlich Verletzten seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden, der Zustand der anderen sei ärztlich stabilisiert worden. "Ich habe Verletzte gesehen, ich habe Tote gesehen", sagte Kallert. Er bedankte sich unter anderem bei Bürgern, die durch das Verbrechen in eine Extremsituation geraten seien und mitgeholfen hätten, den Täter in eine Gasse zu treiben.

Landeskriminalamt übernimmt Ermittlungen

Die weiteren Ermittlungen zu den Hintergründen übernimmt unterdessen das bayerische Landeskriminalamt in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft, wie der Leiter der Kriminalpolizeiinspektion Würzburg Armin Kühnert mitteilte. 

Die Übergabe an die übergeordneten Behörden erfolge, weil es sich um eine "Amoklage" gehandelt habe, erklärte der leitende Oberstaatsanwaltschaft Frank Gosselke. Eine mögliche Beteiligung des Generalbundesanwaltes, der für klare Terrorlagen zuständig wäre, wurde nicht erwähnt.

Gegen den Verdächtigen sei inzwischen Haftbefehl wegen Mordes in drei Fällen sowie versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in sechs Fällen und vorsätzlicher Körperverletzung in einem weiteren Fall ergangen. Er sei in eine Justizvollzugsanstalt gebracht worden, so Gosselke. 

Tatverdächtiger fiel bereits im Vorfeld polizeilich auf

Ein Unbekannter ist der 24-Jährige demnach nicht für die Polizei. Bereits im Januar habe der Mann bei einem Streit in einer Obdachlosenunterkunft zu einem Messer gegriffen und es bedrohlich in der Hand gehalten, sagte Wolfgang Gründler von der Generalstaatsanwalt Bamberg. Worum es bei der Auseinandersetzung mit Mitbewohnern und Verwaltern ging, sagte Gründler nicht. Verletzt worden sei niemand. Die Polizei leitete aber ein Ermittlungsverfahren wegen Bedrohung und Beleidigung ein, der Somalier kam vorübergehend in eine Psychiatrie.

Im Juni soll der 24-Jährige zudem einen Verkehrsteilnehmer in der Würzburger Innenstadt belästigt haben. "Da hat der Beschuldigte ein verstörtes Verhalten mit psychischen Auffälligkeiten gezeigt." Der Mann sei erneut in eine Psychiatrie gekommen, aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes entlassen worden.

Der Somalier sei am 6. Mai 2015 nach Deutschland eingereist, sagte Unterfrankens Polizeipräsident Gerhard Kallert. Seit dem 4. September 2019 war er in Würzburg erfasst, sein Asylverfahren laufe.

Ermittler finden Hassbotschaften in Unterkunft des Würzburger Täters

Ermittler haben im Obdachlosenheim, in dem der mutmaßliche Messerangreifer von Würzburg zuletzt lebte, Hassbotschaften gefunden. Das sagte der Leitende Kriminaldirektor Armin Kühnert am Samstag in Würzburg. Das Material sei sichergestellt, aber noch nicht ausgewertet worden. Auch Nachrichten auf einem entdeckten Handy müssten noch untersucht werden, was wegen der dabei genutzten Fremdsprache etwas dauere.

mod / yak DPA

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