Verschleppt in Mailand Der mysteriöse Fall eines Models, das im Darknet als Sexsklavin verkauft werden sollte

Angelockt durch ein Fake-Fotoshooting in Italien, wurde ein britisches Model unter Drogen gesetzt und verschleppt. Sollte sie als Sexsklavin verkauft werden? Plötzlich wurde die Frau freigelassen - ein seltsamer Fall für die italienische Polizei.

Für Models ist es nicht unüblich, für internationale Fotoshootings angefragt zu werden. Der Kunde bucht das Model über deren Agenten, verhandelt den Preis und macht Ort und Zeitpunkt für das Shooting aus. So sollte auch das Prozedere für ein 20 Jahre junges Model aus Großbritannien sein. Doch es kam alles ganz anders, wie in einem italienischen Polizeibericht zu lesen ist.

Die Frau, deren Identität geheim gehalten wird, flog demnach für ein Fotoshooting nach Mailand. In einem abgelegenen Laden in der Nähe des Hauptbahnhofs der norditalienischen Metropole sollten die Aufnahmen stattfinden. Die Frau aber sei von zwei Männern angegriffen und überwältigt worden. Das berichten neben der  italienischen Polizei mehrere italienische Medien übereinstimmend.

Die junge Frau sei unter Drogen gesetzt, mit Handschellen gefesselt und in einer Reisetasche im Kofferraum eines Autos wie Vieh rund 200 Kilometer zu einem Haus in Turin transportiert worden. Dort sei sie in einer Bettschublade gefangen gehalten worden, berichtet die italienische Polizei weiter. Der Plan: Das Model sollte als Sexsklavin für Aufnahmen einer Porno-Webseite im Darknet verkauft werden, also den Bereich im Internet, der nicht über normale Suchmaschinen auffindbar ist. Wer tut sowas?

Er hat die Entführung gestanden: Lukasz Pawel Herba ließ die junge Frau nach einer Woche wieder frei.
Er hat die Entführung gestanden: Lukasz Pawel Herba ließ die junge Frau nach einer Woche wieder frei.
© Italian Police press office

Der Täter ist laut den Berichten ermittelt: Lukasz Pawel Herba wurde 1987 in Polen geboren, lebt aber schon länger in Großbritannien, von der italienischen Polizei wird er als gefährlicher Angeber eingestuft. Er habe das Model über die Plattform "Black Death" für 300.000  Euro verkaufen wollen, die Community agiert über das Darknet und handelt mit sogenannten Snuff-Filmen, also Filmaufzeichnungen von Morden, die zur "Unterhaltung" der Zuschauer  begangen werden. So jedenfalls soll es Herba vorgegeben haben. Doch gibt es dieses Netzwerk überhaupt? Oder steckt etwas anderes hinter dem düsteren Plan?

Laut "La Stampa" und "Corriere della Sera" geht die europäische Polizeibehörde Europol davon aus, dass dieses Netzwerk überhaupt nicht existiert und nur erfunden wurde, um den Opfern Angst zu machen und Geld zu erpressen.

Entführung mit vielen ungeklärten Fragen

Irgendetwas muss bei der Entführung schief gelaufen sein, denn eine Woche später entschied sich der 30-jährige Herba, sein Opfer wieder freizulassen. Zuvor wollte er aber noch vom Agenten des Models 300.000 Euro erpressen - also die gleiche Summe wie der geplante "Verkaufspreis" für die junge Frau.

Herba habe kein Geld bekommen, ist in den Berichten zu lesen. Doch was bewog ihn dazu, die Entführung zu beenden? Darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Vielleicht riss ihm der Geduldsfaden, vielleicht hat er sich seine Tat anders überlegt.

Laut "La Stampa" wollte er das Model freilassen, weil er zu der Einsicht kam, einen Fehler gemacht zu haben. Die junge Frau sei Mutter einer Zweijährigen. Passen Mütter nicht in das Opfer-Schema der Darknet-Community, wenn es sie denn gibt?

Fakt ist: Herba brachte sein Opfer zurück nach Mailand. Aber so ganz ohne Geld? Er drohte der 20-Jährigen. Sie solle ihm zumindest 50.000 Euro besorgen, berichtet "La Stampa". Auch das klappte nicht. Herba begleitete das Model zum englischen Konsulat, dort erwartete ihn bereits die Polizei. Die Hintergründe zu der Tat sind nicht weiter bekannt. Laut der italienischen Polizei sei die Entführung aber von langer Hand geplant worden. Der Fall bleibt rätselhaft.

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Britische Backpackerin spricht erstmals über ihre Entführung

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