Entsetzen und Fassungslosigkeit hat ein Mord wie in einem Horrorfilm in Kanada ausgelöst: Ein Mann stach in einem Überlandbus auf der Fahrt von Edmonton nach Manitoba ohne Vorwarnung auf seinen Sitznachbarn ein, tötete ihn nach Augenzeugenberichten mit 40 bis 50 Stichen seines großen Jagdmessers und schnitt ihm dann den Kopf ab.
Die Polizei sagte nichts zu der Identität von Opfer und Täter. Verschiedene kanadische Medien allerdings berichten, dass es sich bei dem Geköpften um den 22-jährigen Tim McLean handelt. Er soll auf einer Messe in Edmonton gejobbt haben und auf dem Weg zu seinen Eltern in Winnipeg gewesen sein.
Täter trug Sonnenbrille
Der etwa 40-jährige mutmaßliche Täter Vince Weiguang Li wurde noch am Tatort festgenommen. Er wurde dem Haftrichter in Portage la Prairie vorgeführt. Der Festgenommene sprach nicht. Der Staatsanwalt beantragte ein psychiatrisches Gutachten. Zu einem möglichen Motiv äußerte sich die Polizei nicht.
Augenzeugen - in dem Bus waren 37 Reisende und ein Fahrer - sagten, der Täter habe sein Opfer wohl nicht gekannt. Während des Mordes habe er die ganze Zeit eine Sonnenbrille getragen, obwohl es mitten in der Nacht gewesen sei.
Einer der Fahrgäste, Garnet Caton, sagte, das Opfer habe mit Kopfhörern in seinem Sitz geschlafen, als sein Nachbar auf ihn einzustechen begann. "Wir hörten diesen markerschütternden Schrei und drehten uns um. Da stand dieser Kerl und stach wieder und wieder auf den Burschen ein, 40, 50 Mal", sagte Caton per Telefon aus einem Hotel in Brandon, wo die Fahrgäste nach dem Mord untergebracht wurden. Der Bus habe angehalten, und die Fahrgäste hätten in panischer Angst versucht, das Fahrzeug zu verlassen. In dieser Zeit habe der Mörder die Leiche systematisch aufgeschnitten und den Kopf abgetrennt. Er habe den Kopf dann aus der Bustür gehalten, um ihn den Fahrgästen zu zeigen.
"Er stach wie ein Roboter zu"
"Als er ihn angriff, war er ruhig", sagte Caton. "Da war kein wütendes Rasen, nichts. Er stach wie ein Roboter auf den Kerl ein." Schließlich habe der Mann versucht zu fliehen. Der Busfahrer, er und ein Lkw-Fahrer, der angehalten habe, hätten sich aber gegen die Bustür gestemmt. Der Täter habe dann versucht, den Bus zu starten und wegzufahren. Der Busfahrer sei aber ans Heck des Fahrzeugs gegangen und habe das irgendwie verhindert.
Ein weiterer Passagier, Codie Olmstead, sagte, der Mann habe die Polizisten verhöhnt, die später den Bus umstellt hätten, und ihnen den Kopf seines Opfers vor die Füße geworfen. Das Opfer war in Edmonton eingestiegen, der Täter in Brandon, etwa 130 Kilometer westlich von Portage La Prairie, wo sich das unvorstellbare Verbrechen abspielte.
Polizei lobt Fahrgäste
Polizeisprecher Colwell lobte die Reisenden für ihr Verhalten. "Das kommt ja nicht dauernd in einem Bus vor", sagte er. "Man sitzt im Bus, genießt die Fahrt, und plötzlich wird einer erstochen. Ich stelle mir das ziemlich traumatisch vor. Wie sie darauf reagierten, ist außergewöhnlich." Weil die Reisenden schnell und ruhig agiert hätten, habe es keine weiteren Opfer gegeben. Der kanadische Minister für Öffentliche Sicherheit, Stockwell Day, sprach von einem schrecklichen Verbrechen. Zu Details wollte er sich zunächst nicht äußern. "Die entsetzliche Art dieses Verbrechens ist wahrscheinlich ein einmaliges Ereignis in der kanadischen Geschichte."