Sieben Monate nach dem gewaltsamen Tod der fünfjährigen Talea hat am Montag der Prozess gegen ihre 38-jährige Pflegemutter wegen Totschlags begonnen. Sie soll das Mädchen laut Anklage im März in einer Badewanne erstickt haben, die mit eiskaltem Wasser gefüllt war. Zu Prozessbeginn schwieg die gelernte Arzthelferin zu den Vorwürfen. Die Aussagen der sichtlich um Fassung ringenden leiblichen Eltern Taleas verfolgte sie ohne sichtbare Regung.
Die Fünfjährige lebte seit September 2007 in der Pflegefamilie. Die Beziehung ihrer inzwischen getrennten Eltern war von Gewalt geprägt gewesen, die Mutter hatte Alkoholprobleme - und wandte sich schließlich ans Jugendamt. Sie habe dabei nur auf ein Gespräch gehofft, berichtete die 36-Jährige im Landgericht unter Tränen. "Die haben mir Talea aus der Wohnung geholt", sagte sie. "Hätte ich das gewusst, hätte ich doch nie angerufen."
Talea völlig durchnässt und unterkühlt
Bereits Anfang 2008 soll Taleas Kindergarten dann das Jugendamt über Verletzungen des Mädchens informiert haben, für die die Pflegemutter jedoch immer gute Erklärungen gehabt habe. Am Tag der Tat alarmierte die 38-Jährige selbst den Notarzt und wartete mit dem Kind auf dem Arm auf den Rettungswagen. Der damals als erster eingetroffene Sanitäter berichtete am Montag, Talea sei angezogen, völlig durchnässt und unterkühlt gewesen. Die Pflegemutter habe unter anderem gesagt: "Sie darf doch nicht in die Badewanne" und "Ich war doch nur 15 Minuten weg".
Talea gab dem Sanitäter zufolge anfangs noch Lebenszeichen und öffnete zwischenzeitlich die Augen. Nach wenigen Minuten habe sich ihr Zustand aber rapide verschlechtert, der Notarzt habe nach seinem Eintreffen sofort mit Reanimationsversuchen begonnen. Dennoch starb die Fünfjährige am Abend im Krankenhaus.
Rechtsmediziner stellten später fest, dass jemand ihr Mund und Nase zugehalten hatte - mit der Hand oder mit einem weichen Gegenstand. Dies habe in Verbindung mit Unterkühlung zum Tod geführt. Taleas Körper war zudem mit blauen Flecken übersät, die laut Gutachten nicht von Unfällen stammen können. Auch der Sanitäter berichtete von Hämatomen an "Kopf, Innenschenkeln und Armen".
Blaues Auge und kahle Stellen am Kopf
Die Eltern berichteten zum Prozessauftakt, wie sich Talea in der Pflegefamilie verändert hatte. So habe die Fünfjährige bei ihren seltenen Besuchen plötzlich um Erlaubnis gefragt, wenn sie etwas trinken wollte und ihren Müll selbst aufgehoben. Einmal habe Talea ein blaues Auge gehabt, sagte ihre Mutter. Die Angeklagte habe dazu gesagt, ihre leibliche Tochter habe Talea mit einem Bauklotz getroffen. Ein anderes Mal fielen der Mutter kahle Stellen an Taleas Kopf auf. Zudem berichtete die Mutter von einem Telefonat, bei dem das Mädchen gefragt habe: "Mama, ich bin doch nie die Treppe runtergefallen, ne?"
Taleas Vater sagte aus, bei einer Weihnachtsfeier im Kindergarten sei ihm ein blauer Fleck an Taleas Wange aufgefallen. Zudem sei das Mädchen sehr anhänglich gewesen und nicht von seiner Seite gewichen. "Sie hat sich richtig an mich geklammert."