Die neunjährige Corinna hat vor ihrem Tod Höllenqualen durchlebt. Das Mädchen aus dem sächsischen Eilenburg wurde geschlagen, missbraucht und gewürgt, bis sie schließlich qualvoll erstickte. Mehr als sieben Monate nach der Tat muss sich ihr mutmaßlicher Mörder Lutz Peter Sch. seit Freitag vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Dem 39-Jährigen, der während der Anklageverlesung keinerlei Regung zeigte, droht lebenslange Haft wegen Mordes.
Corinna war völlig arglos, als sie am Nachmittag des 28. Juli ihrem späteren Peiniger begegnete. Kurz zuvor hatte das Mädchen mit dem braunen Haarschopf die Wohnung ihrer Familie verlassen, um Spielen zu gehen. Doch sie kehrte nicht mehr zurück. Vor einem Einkaufszentrum traf Corinna auf Lutz Peter Sch. Zu diesem Zeitpunkt habe er bereits den Entschluss gefasst, die Neunjährige zu missbrauchen, sagte Staatsanwalt Ulrich Jakob vor Gericht. Er lockte das ahnungslose Kind auf sein Gartengrundstück, wo ein ausrangierter Bauwagen stand und er sich laut Jakob ungestört wusste. Um das Mädchen in Sicherheit zu wiegen, schaltete er einen Zeichentrickfilm im Fernsehen an.
Leiche im blauen Müllsack entsorgt
Was dann passierte, lässt sich kaum beschreiben: Lutz Peter Sch. zog Corinna laut Jakob gewaltsam aus, schlug das schreiende und sich wehrende Mädchen. Er habe ihr den Mund zugehalten und sie gewürgt, bis sie kein Lebenszeichen mehr von sich gegeben habe. Anschließend habe er noch versucht, das Mädchen zu vergewaltigen und ihr zahlreiche Verletzungen zugefügt.
Die Leiche des Kindes steckte er den Ermittlungen zufolge in einen blauen Müllsack und brachte sie mit dem Fahrradanhänger in einen nahegelegenen Wassergraben, wo sie einen Tag später gefunden wurde. Lutz Peter Sch. versuchte demnach auch, Spuren zu verwischen und verbrannte sogar die Puppe des Mädchens. Drei Tage nach der Tat wurde er jedoch aufgrund von Zeugenhinweisen festgenommen.
Geständnis mit 2,8 Promille im Blut
Am ersten Prozesstag kam von Lutz Peter Sch. keinerlei Wort der Reue. Nahezu reglos und mit verschränkten Armen folgte der unscheinbare Mann im schwarzen Kapuzenpullover der Verhandlung. Der Vorsitzende Richter Hans Jagenlauf verlas einen Brief der Mutter des Angeklagten, in dem diese ihren Sohn bat, sich zu seiner Tat zu bekennen. Doch bis auf knappe Angaben zu seiner Person schwieg der Angeklagte. Sein Mandant wolle zu den Vorwürfen zunächst keine Angaben machen, sagte sein Anwalt Stefan Costabel, schloss dies zu einem späteren Zeitpunkt aber nicht aus.
Nach seiner Festnahme hatte der 39-Jährige in der ersten polizeilichen Vernehmung die Tat zunächst gestanden. Costabel zweifelte allerdings die Verwertbarkeit des Geständnisses an, weil sein Mandant bei der Festnahme betrunken war. Lutz Peter Sch. hatte nach seiner Verhaftung 2,5 bis 2,8 Promille Alkohol im Blut. Nach Aussage von Polizeibeamten zeigte Sch. gleichwohl "keine Ausfallerscheinungen" während der Vernehmung. Er sei geradezu erleichert gewesen über seine Aussage. "Ich hatte das Gefühl, dass er das loswerden wollte", erinnerte sich eine Polizistin als Zeugin vor Gericht.
Plötzlich hat es "im Kopf geknallt"
Wie ein eiskalter Mörder wirkt Lutz Peter Sch. auf den ersten Blick nicht. Der 39-Jährige, der bis in die 1990er Jahre hinein in einer Eilenburger Süßwarenfabrik arbeitete und zuletzt arbeitslos war, ist wegen Brandstiftung und Verkehrsdelikten vorbestraft. Wegen Sexualdelikten trat er bislang nicht in Erscheinung. Laut Polizeibeamten sagte er bei der Vernehmung allerdings aus, er habe schon längere Zeit Phantasien, ein Kind zu missbrauchen. Als er Corinna auf der Straße gesehen habe, habe es "im Kopf geknallt", wurde der Angeklagte zitiert.
"Meine Mandantin wünscht sich die gesetzliche Höchststrafe: lebenslang", sagte die Anwältin Ina Alexandra Tust, die Corinnas Mutter als Nebenklägerin vertritt. Das Gericht kann zudem eine besondere Schwere der Schuld feststellen. Dann wäre bei einer Verurteilung wegen Mordes eine Freilassung bereits nach 15 Jahren ausgeschlossen.