"Einfach nicht zu begreifen" 17-jähriger Ukrainer in Oberhausen erstochen – tatverdächtiger 15-Jähriger "erheblich" polizeibekannt

Die Tat ereignete sich auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Oberhausener Hauptbahnhof
Die Tat ereignete sich auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Oberhausener Hauptbahnhof
© Hans Blossey / Euroluftbild / Picture Alliance
Erschütterung in Oberhausen: Ein 17-jähriger Ukrainer wurde am Wochenende nach einem Streit erstochen. Tatverdächtig ist ein "erheblich kriminalpolizeilich in Erscheinung getretener" 15-Jähriger aus Gelsenkirchen.

"Es geschehen Ereignisse, die manchmal einfach nicht zu begreifen oder in Worte zu fassen sind …" Der Basketballverein ART Giants Düsseldorf trauert um einen ihrer Nachwuchsspieler.

Volodymyr Yermakov kam wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine nach Deutschland. Er wurde 17 Jahre alt – erstochen am Samstagabend an einer Bushaltestelle vor dem Hauptbahnhof in Oberhausen.

Zwei Festnahmen nach tödlicher Attacke in Oberhausen

Laut Polizei gerieten gegen 20.15 Uhr zwei Jugendgruppen in einem Linienbus in Streit. Volodymyr Yermakov, sein 18-jähriger Teamkollege Artem Kozachenko sowie ein 14-Jähriger und eine 13-Jährige auf der einen Seite und mindestens zwei Jugendliche auf der anderen.

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"Als die Beteiligten am Willy-Brandt-Platz den Bus verließen, eskalierte der Streit in einer körperlichen Auseinandersetzung", schilderten die Ermittler am Montag. Mindestens einer der Kontrahenten der Gruppe um den Basketballer zückte ein Messer – und stach zu.

Yermakov und Kozachenko erlitten lebensgefährliche Verletzungen, ihre beiden Begleiter wurden schwer verletzt. Alle vier kamen ins Krankenhaus. "Der 17-jährige Ukrainer verstarb kurze Zeit später während der Notoperation", so die Polizei.

Die Polizei rückte mit einem Großaufgebot zum Willy-Brandt-Platz, sicherte Beweise, befragte mögliche Zeugen. "Am frühen Morgen gelang es den Ermittlern, zwei dringend tatverdächtige Jugendliche zu ermitteln und an ihren Wohnorten vorläufig festzunehmen." 

Den Angaben zufolge handelt es sich um einen 15-Jährigen aus Gelsenkirchen und einen 14-Jährigen aus Herne. Beide seien bereits "erheblich kriminalpolizeilich in Erscheinung getreten", hieß es aus dem Essener Polizeipräsidium.

Der Verdacht gegen den Jüngeren der beiden wurde wieder fallengelassen, der 15-Jährige sitzt wegen des Verdachts des Totschlags und der gefährlichen Körperverletzung in Untersuchungshaft. Ein Richter erließ am Sonntagnachmittag einen entsprechenden Haftbefehl.

Trauer um Basketballer Volodymyr Yermakov

Zwischenzeitlich gab es Gerüchte über einen möglichen politischen Hintergrund der Tat – dieser bestätigte sich jedoch nicht. Was genau Auslöser des Streits in dem Linienbus war, ist Teil der Ermittlungen.

Der gewaltsame Tod von Volodymyr Yermakov zog Kreise bis in sein Heimatland. Der 17-Jährige war Nachwuchsnationalspieler der Ukraine. "Schreckliche Nachrichten für die ukrainische Basketballfamilie", schrieb der Basketballverband des Landes. "Wir sprechen Vladimirs Familie große Trauer und Beileid aus."

Die Mannschaft Yermakov hätte am Sonntag mit den ART Giants Düsseldorf eigentlich gegen die Dresden Titans antreten sollen. Das Spiel wurde abgesagt. Sein Klub versprach, das Andenken an den Verstorbenen zu erhalten. "Volodymyr war bei Trainern, Mitspielern und Freunden sehr beliebt. In Erinnerung bleibt ein junger Mensch, dessen Alltag durch pure Lebensfreude und sportlichen Ehrgeiz geprägt war."

Quellen: Polizeipräsidium Essen, ART GIants Düsseldorf, Nachrichtenagenturen DPA und AFP

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