Die Berliner Justiz ächzt unter Personalmangel und Arbeitsüberlastung. Seit Jahren werden die Behörden der Hauptstadt kaputt gespart – das ist kein Geheimnis. Ob die Arbeitsüberlastung dazu geführt hat, dass die Staatsanwaltschaft eine Meldung an eine Schule versäumte, dass sie gegen einen ihrer Erzieher wegen Kindesmissbrauch ermittelt, ist noch nicht geklärt.
Tatsache ist, dass die Staatsanwaltschaft spätestens im September 2017, als die Anklageerhebung erfolgte, die Schule hätte informieren müssen. Doch das ist nicht der einzige Skandal. Vier lange Jahre lag der Fall bei der Staatsanwaltschaft, bevor sie überhaupt Anklage erhob, und das in einem so sensiblen Fall. Das berichten übereinstimmend mehrere Berliner Zeitungen.
Pädophiler soll beliebt gewesen sein
Der Erzieher Dennis L. arbeitete seit 2014 an einer Grundschule in Lichterfelde. Dort war er in einem Hort für Hausaufgabenbetreuung und in der Schach AG tätig. Erst als er am vergangenen Donnerstag vom Amtsgericht Tiergarten zu zwei Jahren auf Bewährung wegen sexuellen Missbrauchs eines Jungen verurteilt wurde, erfuhr die Schule von den Neigungen des Mannes und suspendierte ihn umgehend.
Der Schulleiter informierte die Eltern in einem Schreiben. Die zeigen sich entsetzt und fragen sich, ob es zu weiteren Übergriffen in ihrem Hort gekommen ist. Der Schulleiter versicherte ihnen, es gäbe "keine Anzeichen für Vorfälle an unserer Schule", zitiert die "Berliner Morgenpost" aus dem Schreiben. Dennis L. soll sehr beliebt gewesen sein. Auch der eigentliche Arbeitgeber von Dennis L,. ein freier Träger, der mit staatlichen Schulen zusammenarbeitet, wusste nichts von dem Verfahren gegen den Mitarbeiter.
Dennis L. fand problemlos einen neuen Job
Dennis L. wurde verurteilt, weil er bei einem früheren Job, ebenfalls eine Hausaufgabenbetreuung, einen Jungen sexuell missbrauchte. Der Missbrauch fand vom Sommer 2011 bis Ende 2013 statt. Dabei öffnete Dennis L. dem Jungen die Hose und streichelte ihn mehrere Minuten lang. Beim ersten Kontakt war der Junge zwölf Jahre alt. Als die Taten bekannt wurden, kündigten die Kinderclub-Betreiber dem Erzieher fristlos. Danach suchte er sich problemlos den neuen Job, machte auch eine Therapie.
