Pascal-Prozess Eltern geben sich ahnungslos

In dem Prozess um den ermordeten kleinen Pascal war erstmals die Familie vorgeladen: Die Mutter habe keine Anzeichen des sexuellen Missbrauchs festgestellt. Die Stiefschwestern verweigerten die Aussage.

Ohne sichtbare emotionale Beteiligung haben die Eltern des vermutlich von Kinderschändern ermordeten Pascal am Montag vor dem Saarbrücker Landgericht als Zeugen ausgesagt. Die 45 Jahre alte Küchenhilfe Sonja Z. sagte, ihr damals fünfjähriger Sohn sei am Tag seines Verschwindens allein in die Kirche und zu einem Kindergeburtstag gegangen, zwischendurch sei er nach Hause gekommen. Weil sie ihn nicht mit seinen Schwestern auf die Kirmes gelassen habe, sei er gegen 16.00 Uhr allein Fahrradfahren gegangen.

"Der kam sonst alle halbe Stunde nach Haus"

Pascals Vater, der 49-jährige Heinz K. sagte, der Junge habe zurück zum Kindergeburtstag gewollt. Nach bisherigen Aussagen stimmt die Uhrzeit in etwa mit dem Zeitpunkt von Pascals Vergewaltigung und Tötung überein. Als Pascal gegen 18.30 Uhr nicht wie sonst üblich zurück gewesen sei, hätten sie sich Sorgen gemacht, sagte Sonja Z.: "Der kam sonst alle halbe Stunde nach Haus". Heinz K., gegen den in anderem Zusammenhang wegen des Verdachts auf Beihilfe zum sexuellen Missbrauch ermittelt wird, habe sich dann auf die Suche nach dem Kind gemacht. Gegen 21.00 Uhr erstattete er eine Vermissten-Anzeige bei der Polizei.

Die Mutter bestätigte, dass Pascal öfter mit seinem Vater in der Tosa-Klause gewesen sei, in der er vermutlich während mehrerer Vergewaltigungen getötet wurde. Heinz K. habe sich dort bisweilen "so betrunken, dass er nicht mehr laufen konnte" und habe sich hoch verschuldet. Wegen der Schulden sei er dann nicht mehr hingegangen.

Keine Anzeichen des Missbrauchs

Anzeichen dafür, dass ihr Sohn sexuell missbraucht worden sei, habe sie nie gesehen. Er habe sich selbst geduscht, nur bei den Füßen und Armen habe sie ihm geholfen. Pascal habe kein Taschengeld bekommen. Sie habe ihrem Sohn Geld gegeben, "ein, zwei Mark, wenn ich was hatte". Davon habe er sich dann Süßigkeiten gekauft. Nach Angaben mehrerer Angeklagter hatte Pascal in der Tosa-Klause von der Wirtin Christa W. vor dem Missbrauch Süßigkeiten bekommen. Den angeblichen Freund von Pascal, den etwa gleichaltrigen B., der nach Aussagen von Angeklagten in der Tosa-Klause regelmäßig missbraucht wurde, kenne sie nicht.

Weiter unklar bleibt die Rolle der beiden Stiefschwestern Pascals. Am 30. September 2001 - dem Tag von Pascals Verschwinden - fragten sie nach Angaben der Eltern zwei Mal, ob sie Pascal mit auf die Kirmes nehmen dürften, das habe die Mutter aber abgelehnt. Die beiden Schwestern, die Töchter von Heinz K. sind, beriefen sich am Montag auf ihr Zeugnisverweigerungsrecht und machten entgegen ihrer Ankündigungen keine Angaben vor Gericht. Die Ermittlungsverfahren gegen die beiden wurden eingestellt.

Angeklagter Siggi D. half bei der Suche

Bei der Suchaktion am Abend des 30. September half nach den Worten der Eltern auch der Angeklagte Siggi D.. Dieser hatte vor Gericht bereits eingeräumt, Pascal am Nachmittag in die Tosa-Klause gelockt zu haben. Dort soll Pascal am von mindestens vier Männern vergewaltigt und anschließend getötet worden sein. In dem Prozess sind neun Männer und vier Frauen wegen dieser Taten oder der Beihilfe dazu angeklagt. Pascals Leiche wurde bislang nicht gefunden. Von Spendenaufrufen, die schon kurze Zeit nach Pascals Verschwinden im Internet geschaltet wurden, wisse sie nichts, sagte Sonja Z..

AP
Barbara Spitzer/AP

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