Eine Krankenschwester soll in Regensburg insgesamt sechs Patienten ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt haben, um sie bewusstlos zu machen und auszurauben. Eine Patientin starb, wie die Staatsanwaltschaft der bayerischen Stadt mitteilte. Sie erhob Anklage wegen Mordes, fünffachen versuchten Mordes, Raubs und gefährlicher Körperverletzung gegen die 36 Jahre alte Krankenschwester.
Diese arbeite aktuell nicht mehr, sondern sitze bereits seit Ende Februar in Untersuchungshaft. Die Klinikleitung habe die Frau angezeigt, woraufhin Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei mit Ermittlungen begannen, hieß es.
Patientin in Regensburg betäubt und beklaut
Ausgangspunkt sei insbesondere ein Vorfall von Mitte Februar gewesen. Eine 77 Jahre alte Patientin habe geschildert, dass die Krankenschwester ihren Zugang gespült habe, woraufhin sie in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen sei. Nach dem Aufwachen am nächsten Morgen habe sie bemerkt, dass ihre Ringe im Gesamtwert von etwa 500 Euro fehlten. Bei der Auswertung einer Blutprobe der Patientin sei ein Beruhigungsmittel nachgewiesen worden, das für das Pflegepersonal frei zugänglich gewesen sei.
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In diesem Zimmer der Intensiv-Station lagen Fälle, bei denen der Verdacht auf eine Corona-Infektion noch unbestätigt war. Auch diese Ungewissheit, nie sicher sein zu können, ob ein neu eingelieferter Patient infiziert ist oder nicht, hat die Arbeit des Krankenhaus-Personals extrem aufwändig gemacht. Sie mussten ja nicht nur sich selbst schützen, sondern auch ständig die Schutzkleidung wechseln, um ja nicht andere Patienten in Gefahr zu bringen.
Die Intensivstation des Universitätsspitals Basel, auf der ich arbeite, hat 46 Intensiv-Betten. In der ersten Welle waren zu Spitzenzeiten 17 oder 18 davon mit Corona-Patienten belegt. Dazu kamen immer einige Verdachtsfälle, bei denen eine Infektion noch nicht ausgeschlossen werden konnte. Die mussten zunächst ebenfalls isoliert werden. Das heißt: Die halbe Station war mit isolierten Patienten blockiert. Im Herbst hatten wir zu Spitzenzeiten sogar 22 oder 23 Corona-Patienten auf der Intensiv-Station. Und die zweite Welle dauert ja viel länger als die erste: über drei Monate lang."
In fünf weiteren Fällen seien Patienten bewusstlos geworden, während die Krankenschwester Dienst hatte, ihre Infusionsflaschen wechselte oder Zugänge spülte. In drei Fällen hätten die Betroffenen später gemerkt, dass Wertgegenstände fehlten.
Krankenschwester verabreichte wohl tödliche Dosis
Eine 65 Jahre alte Patientin habe einen Atemstillstand erlitten und sei gestorben, nachdem die Krankenschwester ihr mutmaßlich das Beruhigungsmittel verabreicht hatte.
Die Staatsanwaltschaft wirft der Angeschuldigten vor, die Taten heimtückisch und aus Habgier begangen zu haben. Diese bestreite die Vorwürfe, hieß es. Über die Zulassung der Anklage und die Eröffnung des Hauptverfahrens entscheidet nun das Landgericht Regensburg.