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"Wir bilden den Widerstand" "Revolution Chemnitz" - Ist das die Facebook-Seite der mutmaßlichen rechten Terrortruppe?

Die Facebookseite "Revolution Chemnitz ANW" gibt es seit Oktober 2013
Die Facebookseite "Revolution Chemnitz ANW" gibt es seit Oktober 2013
© Screenshot Facebook
Acht Männer aus Chemnitz planten offenbar Anschläge auf Andersdenkende, fantasierten vom Umsturz und wollten sich Waffen besorgen. Eine am Dienstag gelöschte Facebook-Seite trug denselben Namen wie ihre mutmaßliche Terrorgruppe.

Sie planten offenbar Anschläge auf Ausländer, Politiker und Journalisten, sie hegten Umsturzfantasien: Acht Männer aus dem Raum Chemnitz sitzen in Haft, weil sie eine rechtsterroristische Gruppe gegründet haben sollen. Die Beamten griffen zu, als die Mitglieder versuchten, sich halbautomatische Waffen zu besorgen. "Revolution Chemnitz" hat sich laut Generalbundesanwalt "spätestens am 11. September 2018" zusammengeschlossen. Wie der stern am Montag berichtete, taucht dieser Name aber bereits in einem Dokument aus dem sächsischen Innenministerium von 2014 auf, damals unter Verweis auf die Facebook-Seite "Revolution Chemnitz ANW". Dort würden die "derzeit noch nicht identifizierten Betreiber" mit "besonders aggressiver Wortwahl" gegen den angeblichen "Volkstod" anschreiben und den "Nationalen Sozialismus" fordern.

Stecken Rechtsterroristen hinter Facebook-Seite?

Haben also die mutmaßlichen Rechtsterroristen 2013 die Facebook-Seite ins Leben gerufen? 100-prozentig klären lässt sich das nicht. Die Betreiber bleiben anonym, reagieren nicht auf Anfragen - und am Dienstagnachmittag nahm Facebook die Seite schließlich vom Netz. Laut "Spiegel Online" stufte das soziale Netzwerk die Seite als "Hassorganisation" ein und löschte sie. 

Die Erwähnung der Facebook-Seite im oben genannten Bericht von 2014 deutet zumindest daraufhin, dass die Behörden die Seite ernsthaft der rechten und gewaltbereiten Szene zuordneten. Zudem scheint mindestens einer der nun festgenommenen Männer auf Fotos in der Gruppe zu sehen gewesen zu sein. Der stern verglich Facebook-Profilbilder des Mannes mit denen aus der Gruppe und die Ähnlichkeit ist frappierend. Unter anderem deutet ein Tattoo am Hals daraufhin, dass es sich um dieselbe Person handelt.

Ein weiteres Indiz für die Verbindung der FB-Gruppe zu den nun festgenommenen Männern aus Chemnitz sind die dort geposteten Inhalte: Sie zeigen offen rechtsextremes Gedankengut. Über der Seite stand in großen Lettern "Im Kampf gegen Staat und Kapital. Frei, sozial, national". Mehrfach wurde vor dem angeblichen "Volkstod" gewarnt, der bekämpft werden müsse. Bilder von aggressiven Menschen mit ausländischem Aussehen wurden mit denen von kleinen blonden Kindern zusammengeschnitten, in den dazugehörigen Posts ein Drohszenario von angeblicher Gewalt gegen Kinder durch Ausländer aufgebaut. Die Betreiber von "Revolution Chemnitz ANW" teilten außerdem Videos von "Ein Prozent", die der rechtsextremen Identitären Bewegung nahesteht. Über einem Posting aus dem Juli 2017 stand "Auf geht's nach Themar". Dort fand im Sommer 2017 das bisher größte Neonazikonzert in Deutschland statt.

Auch auf eine Veranstaltung mit AfD-Politikern wird hingewiesen
Auch auf eine Veranstaltung mit AfD-Politikern wird hingewiesen
© Screenshot Facebook
In der Frühphase der Facebook-Seite schienen die Postings noch etwas gemäßigter
In der Frühphase der Facebook-Seite schienen die Postings noch etwas gemäßigter
© Screenshot Facebook
"Die Zeit bleibt nicht stehen, der Volkstod naht. Zeit zur Revolution, mit uns zur Tat. Revolution Chemnitz"
"Die Zeit bleibt nicht stehen, der Volkstod naht. Zeit zur Revolution, mit uns zur Tat. Revolution Chemnitz"
© Screenshot Facebook

In der Selbstbeschreibung der Seite hieß es: "Wir bilden den Widerstand, der schon lange fehlt. Wir sind Freigeister, die dennoch einen Glauben an Gerechtigkeit haben." Die ersten Postings aus dem Oktober 2013 klangen noch etwas gemäßigter. Dort war zwar von der "Pflicht zum Widerstand" die Rede, allerdings auch davon, dass "Revolution auch ohne Gewalt" ginge. Die Follower wurden in Postings aufgefordert zu protestieren, "aber ohne Gewalt".

Bereits nach wenigen Monaten schienen die Beiträge jedoch aggressiver zu werden. "Wir sind das Gegengift, wir sind stärker als der Virus", hieß es dort etwa. Mehrfach sprachen die Betreiber davon, selbst angebliche Verbrecher zur Rechenschaft ziehen zu wollen. Und am Valentinstag 2014 wurde vom "Tag der Revolution" schwadroniert, der angeblich "bald" komme. Viele würden demnächst "lange Zeit von denen, die ihnen die meiste Kraft geben, getrennt sein." Die Betreiber sprachen von sich im Plural, und tatsächlich schien auch die stark variierende Rechtsschreibung zu untermauern, dass verschiedene Admins die Seite betreuten. Manche Postings waren kaum zu verstehen, andere hatten wiederum nur ein paar Fehler.

Sollten tatsächlich die nun festgenommenen mutmaßlichen Rechtsterroristen ganz oder teilweise hinter der Facebook-Seite gesteckt haben, so verlief ihre Öffentlichkeitsarbeit nur bedingt erfolgreich. Als die Seite am Dienstag vom Netz genomen wurde, folgten lediglich rund 200 Menschen den Postings.

fin

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