Im Fall des im Oktober in Weimar gestorbenen früheren Eintracht-Frankfurt-Präsidenten Rolf Heller gibt es eine spektakuläre Wende. Nach dem zunächst von einem natürlichen Tod des 78-Jährigen ausgegangen war, prüft die zuständige Staatsanwaltschaft Erfurt, ob Heller einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist.
Entsprechende Ermittlungen laufen offenbar schon länger, wurden aber erst jetzt durch Recherchen des Hessischen Rundfunks (HR) bekannt. Hellers Leichnam sollte eigentlich wenige Tage nach seinem Tod Ende Oktober eingeäschert und beigesetzt werden – die Behörden stoppten die Vorbereitungen und setzten eine Obduktion in der Rechtsmedizin an. Danach haben sich Anhaltspunkte für ein Tötungsdelikt ergeben, teilte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft der Nachrichtenagentur DPA mit. "Es gibt einen Anfangsverdacht und die Möglichkeit, dass eine Straftat begangen wurde." Worauf sich der Verdacht gründet, teilte der Sprecher nicht mit. Laut HR hatten Angehörige Hellers Zweifel an der Version eines natürlichen Todes geäußert.
Kein Haftbefehl nach Tod Bernd Hellers
Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft richten sich den Angaben zufolge gegen zwei Personen. Um wen es sich handelt, ist nicht bekannt. Ohnehin handelt es sich lediglich um einen Anfangsverdacht. "Es gibt keinen dringenden Tatverdacht. Deshalb ist auch niemand in Haft." Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. Wann sie abgeschlossen sein werden, ist unklar.
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Pikant: Bei einer Gedenkfeier von Eintracht Frankfurt hatte Klubpräsident Peter Fischer Hellers letzte Ehefrau als "Eigentor" bezeichnet, berichtet unter anderem die "Frankfurter Neue Presse". Er habe auf Schwierigkeiten in der Ehe anspielen wollen. Spekulationen, die Witwe Hellers könnte etwas mit dessen Ableben zu tun haben, trat ihr Anwalt deutlich entgegen. Seine Mandantin habe ihren Mann über alles geliebt und ihn nicht umgebracht, sagte der Jurist dem HR. Es gilt die Unschuldsvermutung. Eintracht-Boss Fischer sagte der "Bild"-Zeitung zu den jüngsten Entwicklungen: "Ich bin maximal geschockt. Das ist alles für mich überhaupt nicht vorstellbar."
Vier Jahre an der Spitze von Eintracht Frankfurt
Rolf Heller war von 1996 bis 2000 Präsident von Eintracht Frankfurt. Er übernahm den Posten, als sich der Verein in einer schweren sportlichen und wirtschaftliche Krise in der zweiten Liga befand. Unter Hellers Regie gelang der Wideraufstieg in die Bundesliga und auch die Finanzen erholten sich. Unter minutenlangem Applaus auf der Mitgliederversammlung legte er sein Amt nieder. "In den schwierigsten Zeiten des Vereins ist Rolf Heller mit viel Begeisterung und Optimismus an die Aufgabe gegangen, die Eintracht wieder in ein ruhiges Fahrwasser zu bringen", würdigte Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG, das verstorbene Ehrenmitglied des hessischen Vereins am Tag nach dessen Ableben. Damals war von einem Tod "nach langer, schwerer Krankheit" die Rede.
Heller wurde am 22. November auf dem Weimarer Hauptfriedhof im engsten Familienkreis beigesetzt.
Quellen: Hessischer Rundfunk, "Frankfurter Neue Presse", Eintracht Frankfurt, "Bild-Zeitung", Nachrichtenagentur DPA