Solingen Was bisher über das Attentat auf das Stadtfest bekannt ist

Nach der Messerattacke auf dem Stadtfest in Solingen hängt ein selbstgeschriebenes Beileidsschreiben an einem Baum
Nach der Messerattacke auf dem Solinger Stadtfest hängt ein selbstgeschriebenes Beileidsschreiben mit einem Herz und einem Kreuz an einem Baum in der Nähe des Tatorts
© Christoph Reichwein / DPA
Ein Angreifer sticht bei einem Stadtfest scheinbar wahllos auf Menschen ein. Was genau ist in Solingen passiert? Die aktuelle Lage im Überblick.

Bei einem Jubiläumsfest der Stadt Solingen ist ein Angreifer offenbar wahllos mit einem Messer auf Menschen losgegangen und hat drei von ihnen getötet. Acht Menschen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer. Am Samstagabend, 24 Stunden nach der Tat, nahm die Polizei einen mutmaßlich Tatverdächtigen fest. Ein Überblick:

Anschlag von Solingen: Was wir wissen

Die Tat: Der Angreifer begann am Freitagabend gegen 21.40 Uhr plötzlich, auf seine Opfer einzustechen. Die Polizei stuft das Verbrechen wegen des zielgerichteten Vorgehens des Täters als Anschlag ein. 

Der oder die Täter: Am Samstagabend nahm die Polizei nach Angaben von NRW-Innenminister Herbert Reul einen Tatverdächtigen fest. Ebenfalls am Abend gab es eine Festnahme in einem Asylheim; bei dem Festgenommenen soll es sich um einen Zeugen handeln. Laut der "Bild"-Zeitung hatte ein Polizeihund die Ermittler vom Fundort des Messers zu der Unterkunft geführt, zunächst sollen die Ermittler auch den Täter in dem Heim vermutet haben. Bei dem am Abend festgenommenen dringend Tatverdächtigen soll es sich nach Informationen des "Spiegel" um Issa al H. handeln, einen gebürtigen Syrer, der 2022 nach Deutschland gekommen war und in Bielefeld Antrag auf Asyl gestellt hatte. Er soll bisher nicht als Islamist bekannt gewesen sein. 

Zuvor hatte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) den Messerangriff für sich reklamiert. Ein "Soldat" des IS habe den Angriff "auf eine Versammlung von Christen in der Stadt Solingen in Deutschland" verübt, teilte das ein IS-Propaganda-Organ über Telegram mit. Der Angreifer habe damit "Rache" für Muslime in den Palästinensergebieten und anderswo auf der Welt geübt.

Einen Beleg dafür, dass der IS tatsächlich hinter dem Angriff steckt, wird nicht gegeben. Auch ein Beweis für einen Kontakt zwischen IS und dem Attentäter wird nicht geliefert. 

Im Zusammenhang mit dem Messerangriff von Solingen hat die Polizei am Samstagabend eine Person in einer Flüchtlingsunterkunft in der Stadt festgenommen. Tatzusammenhänge würden nun geprüft, sagte ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur. 

Mögliche Komplizen: Die Polizei geht bislang von einem Einzeltäter aus. Allerdings wurde ein 15 Jahre alter Jugendlicher festgenommen. Nach Zeugenaussagen soll eine bisher nicht bekannte Person kurz vor der Tat mit dem Jugendlichen über Absichten gesprochen haben, die zur Tatausführung passen würden. Ob diese Person der Täter sei, wisse man nicht, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers.

Der Tatort: Tausende feierten in der Solinger Innenstadt am Abend das 650-jährige Jubiläum der Stadtgründung. Auf dem gut besuchten Fronhof, einem Marktplatz, war für das Fest eine Bühne aufgebaut. Unmittelbar vor der Bühne schlug der Täter zu. 

Die Opfer: Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministeriums scheint der Täter bei der Feier wahllos auf Menschen losgegangen zu sein, seine Opfer also zufällig ausgewählt zu haben. Bei den Getöteten handelte es sich nach Polizeiangaben um zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren und um eine 56 Jahre alte Frau. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. 

Die Flucht: Dem Täter gelang es, im Tumult und in der sich anfangs ausbreitenden Panik nach der Tat im gut besuchten Stadtzentrum zu entkommen. 

Die Zeugen: Die Polizei richtete eine Webseite für Hinweise ein, über die Zeugen des Geschehens Handyfotos und Videos hochladen können (www.nrw.hinweisportal.de). Eine polizeiliche Videoüberwachung hat bei der Veranstaltung nicht stattgefunden.

Die Warnung: Wer Verdächtiges beobachtet, soll nicht auf eigene Initiative handeln, sondern den Notruf 110 wählen. Die Polizei ruft die Menschen in Solingen dazu auf, im Innenstadtbereich vorsichtig zu sein.

Was wir nicht wissen

Das Motiv: Die Polizei hält einen terroristischen Hintergrund für möglich – weil ein anderes Motiv kaum ersichtlich ist. 

Die Waffe: Die Polizei hat mehrere Messer sichergestellt und prüft noch, welches davon der Tat zugeordnet werden kann. 

dpa
jek, sas

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