Spektakulärer Gefängnisausbruch Französischer Häftling sprengt sich Fluchtweg frei

In Frankreich hat sich ein Untersuchungshäftling den Weg in die Freiheit gesprengt. Er ist auf der Flucht - und die Beamten rätseln, wie der Mann an das explosive Material kommen konnte.

Ein lauter Knall, dann Chaos: In Frankreich ist ein Häftling auf spektakuläre Weise aus dem Gefängnis geflohen - er sprengte sich seinen Weg durch mehrere Türen ins Freie. Wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, hatte der Mann zuvor vier Wärter der Haftanstalt Sequedin nahe Lille als Geiseln genommen. Die Regionalzeitung "La Voix du Nord" sprach von mehreren Detonationen, die bei der Aktion zu hören waren. Seine Geiseln ließ der von der Polizei als "besonders gefährlich" beschriebene Redoine Faïd kurz darauf frei. Die Geiseln standen unter Schock und wurden medizinisch versorgt, blieben aber unverletzt.

Nach Angaben der Behörden flüchtete Faïd anschließend mit einem Fahrzeug, das er später auf der Autobahn bei Ronchin in Brand steckte. Mit einem weiteren Auto soll er seine Flucht fortgesetzt haben. Die Polizei sucht außerdem nach einem möglichen Komplizen Faïds, der ebenfalls Sprengstoff bei sich tragen soll.

Rätselhaft bleibt, wie der Häftling überhaupt in den Besitz einer Waffe und des Sprengstoffs gelangen konnte. Womöglich sei Faïd das explosive Material während der Besuchszeit am Morgen zugesteckt worden, so die Behörden. Nach bislang unbestätigten Meldungen soll er den Sprengstoff in kleinen Taschentuchpackungen von seiner Ehefrau erhalten haben. Sie hatte ihren Mann zuvor im Gefängnis besucht.

Mutmaßlicher Räuber - und Buchautor

Redoine Faïd soll für einen Raubüberfall verantwortlich sein, bei dem im Mai 2010 eine junge Polizistin im Département Val-de-Marne getötet wurde. Ende jenes Jahres veröffentlichte der Untergetauchte ein Buch, in dem er sich als geläutert darstellt und seinen Aufstieg vom Kleinkriminellen zum Spezialisten für Raubüberfälle auf Geldtransporter beschreibt.

Nach einer monatelangen Katz-und-Maus-Jagd wurde Faïd im Juni 2011 schließlich festgenommen und in der Haftanstalt Sequedin untergebracht - einem Gefängnis mit rund 800 Insassen an der Grenze zu Belgien. Mehrere Gewerkschaften zeigten sich am Samstag schockiert über die Flucht und sprachen von einem "Akt des Krieges". Sie forderten den sofortigen Rücktritt des Direktors der Strafvollzugsverwaltung sowie des Justizministers.

DPA
jwi/DPA/AFP

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