Im Südwesten von Polen macht die Oder eine scharfe Biegung und bildet einen kleinen Nebenarm. Hoch aufragende Kiefern und Eichen säumen das von Wildgras zugewucherte Flussufer. Außer Anglern zieht es kaum jemanden in diese ländliche Gegend fernab jeder Stadt. Der Flussarm wimmelt vor Barschen und Hechten. An einem kalten Tag im Dezember 2000 hatten drei Freunde hier ihre Angel ausgeworfen. Plötzlich entdeckte einer von ihnen etwas am Ufer treiben. Zuerst hielt er es für einen Baumstamm aber als er näher heranging, glaubte er einen Haarschopf zu erkennen. Er rief zu einem seiner Freunde hinüber und stieß das Objekt mit seiner Angel an. Es war eine Leiche.
Die Angler verständigten die Polizei. Vorsichtig bargen die Beamten die Leiche aus dem Wasser. Um den Hals lag eine Schlinge. Die Hände waren auf dem Rücken zusammengebunden. Ein Teil des scheinbar mit einem Messer durchtrennten Stricks hatte die Hände mit dem Hals verbunden. Das Opfer war dadurch in eine qualvolle Körperstellung gezwungen worden. Bei der geringsten Bewegung hätte sich der Strick enger zugezogen. Es bestand kein Zweifel, dass der Mann ermordet wurde. Der Tote war nur mit einem Sweatshirt und Unterwäsche bekleidet. Sein Körper wies Foltermerkmale auf. Der Gerichtsmediziner stellte fest, dass sich im Darmtrakt des Opfers so gut wie keine Essensreste befanden. Das bedeutete, dass man den Mann vor seinem Tod über mehrere Tage hungern ließ. Die Polizei nahm an, dass er erwürgt und dann in das Wasser geworfen worden war. Doch die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass seine Lungen mit Wasser gefüllt waren, was auf Tod durch Ertrinken hindeutete. Demzufolge war er wahrscheinlich noch am Leben war, als man ihn in den Fluss warf.