Schon 101 Tage ist er hier. 101 Tage zu viel, denn er hätte niemals hier landen dürfen. In der Justizvollzugsanstalt München-Stadelheim, in einer circa acht Quadratmeter großen Zelle, kaum Tageslicht, nur schmale Lamellen und dunkelgelbe Neonröhren. Es ist der 6. Juni 2009, 21 Uhr, vielleicht auch 21.30 Uhr, ganz genau weiß er das nicht mehr, als die Gegensprechanlage knackt. "Genditzki?", hört er die Stimme des Vollzugsbeamten. "Du bist Vater geworden." Dann ist es still, den gesamten restlichen Abend lang. Manfred Genditzki weiß nicht, wie es dem Baby und seiner Frau geht, ob es Komplikationen gab. Nichts. Es sind diese verpassten Momente, die ihm wehtun. Bis heute, 15 Jahre später.
Crime Story Genditzkis spätes Glück
Er sitzt jahrelang unschuldig in Haft. Bis sie seinen Fall übernimmt. Jetzt fordert er mindestens 750.000 Euro Schmerzensgeld.
Manfred Genditzki verbrachte mehr als zehn Jahre im Gefängnis, bis eine neue Anwältin in sein Leben trat
© Tanja Kernweiss / stern crime