Die Nacht liegt über der Stadt. Bald hat Burkhard Stiebing Feierabend. Bald können sie ihm für ein paar Stunden egal sein, die Schwindler und Strolche, die Kleinkriminellen und Halunken hier in Brandenburg an der Havel. Er sitzt am Schreibtisch im ersten Stock eines grauen Hauses, Kurstraße 53, an der Tür klemmt ein Schild: Detektei Stiebing, Telefon 524377, Termine nach Vereinbarung. Alles scheint ruhig.
Im Erdgeschoss tritt eine Frau ins „Bistro No. 1“, eine Nachtkneipe, in der unter den niedrigen Decken der Rauch hängt, beißend und so dicht, dass man die Gestalten kaum erkennt, die sich zwischen Dartscheiben und Spielautomaten die Kehlen befeuchten. Hier, so hat man der Frau gesagt, könne sie Burkhard Stiebing finden. Ihm gehört die Kneipe. Die Frau geht zum Tresen. Sie fragt nach dem Detektiv.
Manches ist erloschen in Stiebings Erinnerungen an diese Donnerstagnacht im März 1995. Geblieben ist das Bild einer Frau in Tränen, die in sein Büro kommt. Aufgebracht, weil sie sich von der Polizei nicht ernst genommen fühlt. Voller Sorge, weil sie ihre Tochter vermisst. Melanie, 16 Jahre alt.
Jemand habe ihr etwas angetan, sagt die Mutter. Und sie kenne seinen Namen.