Crime Story War's der Butler?

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  • von Antonia Schaefer
Ein Adelspaar wird in seiner Villa erschossen. Und ganz Spanien ist in Aufruhr. Denn es gibt viele Verdächtige – und sie alle haben ein Motiv.
Ein Butler zieht weiße Handschuhe an
Nach dem Mord an der Gräfin und dem Grafen von Urquijo gehörte auch ihr Butler zu den Verdächtigen. Er war nur einer von vielen. (Symbolbild)
© Jeremy Walter / Getty Images

Der 1. August 1980 schien ein beschaulicher Tag zu werden in Somosaguas, einem prunkvollen Viertel in einem Vorort von Madrid. Die dominikanische Haushälterin Florentina Dishmey Barett, 39 Jahre alt, stand um 8.15 Uhr auf, so wie sie es immer tat. Erst zwei Monate zuvor hatte sie ihre neue Stelle angetreten. Trotzdem hatte sie die Routine des Adelshauses, in dem sie nun arbeitete, bereits perfekt verinnerlicht.

Barett setzte den Kaffee auf, erhitzte die Milch und öffnete die Gartentür, um den Hund, einen schwarzen Pudel, ins Freie zu lassen. Dann öffnete sie die Eingangstür für die Haushaltshilfe und den Chauffeur. Zu dritt frühstückten sie. Danach ging die Haushaltshilfe in den Salon und war überrascht, als sie sah, dass eine Tür, die zum Swimmingpool führte, offen stand und Brandspuren aufwies. Sie rief nach dem Chauffeur, wenig später stieß Barett, die Haushälterin, hinzu. Zu dritt entdeckten sie in der Glasscheibe einer weiteren Tür ein splittriges Loch. Es war eigenartig. Barett hatte, so würde sie es später der Polizei erzählen, in der Nacht und auch am Morgen nichts gehört. Nicht einmal der nervöse Pudel schien gebellt zu haben.

Sie riefen den Wachmann hinzu. Gemeinsam mit dem Chauffeur stieg er die Stufen zu den Schlafzimmern der Marqueses hinauf. Die Herrschaften schliefen in getrennten Zimmern.

Der Marques, 54 Jahre alt, lag in einem mit goldfarbenen Schnitzereien verzierten Bett, ganz so, als würde er friedlich schlafen, zugedeckt mit einer weißen Decke, die Augen geschlossen und den Mund leicht geöffnet. Ihm war in den Kopf geschossen worden.

Im Zimmer nebenan fanden sie die Marquesa, 45 Jahre alt, auch sie lag in ihrem Bett, halb zugedeckt, beide Hände auf Höhe ihres Gesichts erhoben, ihre Augen blickten leer in Richtung einer von Blutspritzern übersäten Wand. Zwei Schüsse hatten sie getroffen. Einer in den geschlossenen Mund, der andere in den Hals.

Eschienen in stern Crime 57/2024