Dem Nachtportier kam es merkwürdig vor, dass die Dame in Zimmer 107 noch hungrig war. Schließlich hatte sie kurz zuvor ein 14-gängiges Menü im Hotelrestaurant verspeist. Bauchfleisch von frischem Thunfisch, gekocht in rotem Schmalz, Jakobsmuscheln an Schweinsfüßen, Auflauf von Schweinebäckchen mit Kaviar, iberische Fleischbällchen mit Kabeljau-Kutteln. Ein gastronomisches Erlebnis, abgerundet mit Kaffee, Pralinen und abgehangenem Schinken vom Ibérico-Schwein. Seit acht Jahren arbeitete der Nachtportier schon im „Atrio“, einem eleganten Luxusrestaurant und -hotel in Cáceres, drei Autostunden südwestlich von Madrid, aber dass ein Gast nachts noch etwas essen wollte, sei, so wird er sich später vor Gericht erinnern, nur zwei Mal vorgekommen. „Die Leute bestellen manchmal einen Kräutertee, einen Kaffee oder einen kleinen Drink. Aber nach Essen zu fragen? Das war sehr, sehr seltsam.“
Crime Story Jahrgang 1806

© Some Wonderful Old Things / Alamy / Mauritius Images
Aus einem der besten Weinkeller der Welt verschwinden 45 Flaschen, darunter eine, die den Besitzern alles bedeutet