Auf einem ehemaligen Fabrikgelände streckt sich das Polizeipräsidium Köln mit gläserner Front dem Himmel entgegen. Der Weg zum Interview mit Jana Wölky führt vorbei an einer Gedenktafel im Eingangsbereich, die an Walter Pauli erinnert. Der Polizeibeamte wurde 1975 im Dienst erschossen. Hoch in Etage fünf, Spätsommerhitze drückt durch die Fenster. Jana Wölky, pinkfarbene Nägel, wacher Blick, Polizeiuniform, wartet bereits im Büro der Presseabteilung. Heute hatte sie Frühschicht, seit sechs Uhr ist sie schon auf den Beinen, ein ruhiger Tag, sagt sie. Seit 25 Jahren ist Wölky im Dienst, sie ist Hauptkommissarin und Dienstgruppenleiterin auf der Wache Rodenkirchen. Ihr Einsatzbereich erstreckt sich im Süden Kölns von Hahnwald bis Meschenich, vom Villenviertel bis zum Plattenbau. Wölky ist Stammleserin von stern Crime und hat eine Mail an die Redaktion geschickt, nachdem sie in Ausgabe 48 den Essay „Reine Ermessenssache“ gelesen hatte. Im Essay ging es um unbedachte Grenzüberschreitungen durch Polizeibeamte. Unsere Autorin schilderte beispielhaft eine Verkehrskontrolle: Sie wurde aufgefordert, auf einer Linie zu laufen, sich an die Nase zu fassen, und musste sich detailliert zu einem möglichen Drogenkonsum befragen lassen. Der Anlass: eine geringe Tempoüberschreitung. Die Autorin empfand den Vorgang als entwürdigend und unverhältnismäßig. Bei Jana Wölky hingegen hinterließ der Text „Wut und Traurigkeit“, wie sie im Leserbrief schrieb. Anlass für unsere Autorin, mit ihr nicht nur über ihren Essay zu sprechen, sondern generell über den Alltag als Streifenbeamtin. Über das Leben dort draußen, auf der Straße.
Expertinnengespräch Mensch in Uniform

Hauptkommissarin Jana Wölky auf der Wache Rodenkirchen
© Marina Rosa Weigl
Jana Wölky ist Hauptkommissarin, ihr Revier ist die Straße. Ein Gespräch darüber, was es bedeutet, Polizistin zu sein