Frau Brockmann, ein fiktives Szenario: Ich habe Geldprobleme und komme auf die Idee, maskiert und mit einer echt aussehenden Pistolenattrappe eine Bank zu überfallen. Dort drückt ein Mitarbeiter den Alarmknopf, kurz darauf fährt ein Streifenwagen vor. Ich frage mich, wie ich aus dieser Nummer wieder herauskomme, und richte meine Waffe auf die aufgeregten Kunden, damit sie stillhalten. Mir steht der Schweiß auf der Stirn. Was läuft parallel bei der Polizei ab?
Streifenwagen fahren vor, um zu verhindern, dass Sie unkontrolliert die Bank verlassen. Die Sirenen sind ausgeschaltet, um Sie nicht zusätzlich in Stress zu versetzen. Die Beamten sehen, dass Sie eine echt wirkende Pistole auf eine Geisel richten. Damit ist klar: Die Polizei muss draußen bleiben, um eine Kurzschlussreaktion bei Ihnen zu vermeiden. Ihnen als Räuber wird wiederum klar, dass Sie nicht mehr unbehelligt entkommen können.
Interview "Es geht nicht ums Überreden. Es geht ums Zuhören"
Claudia Brockmann ist seit über 37 Jahren Kriminalpsychologin. Ein Rückblick auf Morde, Erpressungen, Geiselnahmen – und Verhandlungen in Extremsituationen.

© Carolin Windel