Die Eltern von Terri Schiavo haben somit kaum noch eine Chance, das Sterben ihrer Tochter zu verhindern. Zuvor verloren die Eltern den juristischen Kampf um das Leben ihrer Tochter in letzter Instanz. Der oberste US-Gerichtshof weigerte sich am Donnerstag, die Nahrungsmittelversorgung der Koma-Patientin Terri Schiavo wieder anzuordnen. Ein Gericht in Florida wollte allerdings noch am Donnerstag entscheiden, ob Schiavo in staatliche Obhut genommen werden kann. Die Behörden wollen die 41-Jährige dann unverzüglich wieder ernähren.
Der Gouverneur von Florida, Präsidentenbruder Jeb Bush, hatte am Mittwoch überraschend neue medizinische Erkenntnisse angeführt. Ein Neurologe schließe nicht aus, dass Schiavo mehr Bewusstsein habe als alle Gutachter bislang festgestellt hatten. Bush argumentiert, die Patientin müsse neu untersucht werden.
Vor dem Hospiz in Clearwater, in dem Schiavo liegt, stehen Tag und Nacht Mahnwachen von Sterbehilfegegnern. Am Mittwoch wurden mehrere festgenommen, die versuchten, auf das Gelände vorzudringen, um Schiavo symbolisch Wasser zu bringen. Unter anderem wurden drei Kinder in Handschellen abgeführt.
"Bitte lasst meine Tochter leben"
Terri Schiavo wird auf Antrag des Ehemanns seit dem 18. März nicht mehr künstlich ernährt. Ärzte rechnen mit ihrem Tod innerhalb der nächsten Woche. Die Mutter der 41-Jährigen, Mary Schindler, richtete einen emotionalen Appell an Richter und Politiker: "Bitte, irgendjemand da draußen muss diese Grausamkeit stoppen. Bitte lasst meine Tochter leben."
Schiavo habe die Augen noch auf, sagte der spirituelle Berater der Familie, Ordensbruder Paul O'Donnell, im US-Fernsehen. "Sie leidet. Jeder der behauptet, dies sei ein einfaches Sterben, lügt." "Die Frau lag nicht im Sterben, bis jemand beschloss, sie verhungern zu lassen. Warum?", fragte der Pastor und Autor Rick Warren. "So lange es Leben gibt, gibt es Hoffnung."
Eine Anwältin der Eltern sagt inzwischen, Terri Schiavo habe vergangenen Freitag auf die Frage, ob sie weiter leben wolle, versucht mit "Yeah" zu antworten. Sie habe geweint, als sie hörte, dass der Ernährungsschlauch auf Antrag ihres Mannes entfernt werde, zitierten US-Medien die Anwältin Barbara Weller.
Schiavo argumentiert, er erfülle den Wunsch seiner Frau
Die Eltern versuchen auch alles, um die Gutachten in Zweifel zu ziehen, die Schiavo seit Jahren eine schwere Hirnschädigung bescheinigen, die der Patientin jedes Bewusstsein geraubt habe. "Mit der richtigen Therapie könnte sie wieder am gesellschaftlichen Leben teilnehmen", meinte ihr Vater, Bob Schindler, im Fernsehen. Er wirft seinem Schwiegersohn, der Schiavos Vormund ist, vor, Terri vernachlässigt zu haben. "Sie ist seit Jahren wie im Regal abgelegt."
Cheshire, der an der Mayo-Klinik in Jacksonville (Florida) arbeitet, ist für seinen strengen Glauben bekannt. Er leitet ein christliches Zentrum für Bioethik und Menschenwürde. Der Arzt habe Schiavo zwar am Bett besucht, aber nicht untersucht, sagte Jeb Bush. Er habe aber die Videoaufnahmen von Schiavo studiert.
Schiavo argumentiert, er erfülle den Wunsch seiner Frau. Sie habe früher mündlich klar gemacht, in einem solchen Zustand nicht leben zu wollen. Die Eltern bestreiten dies. Es gebe keine Beweise dafür.