Der eine Pirat wollte seinen entführten Sohn freikaufen, der andere brauchte Geld für seine Familie: Vor dem Hamburger Landgericht haben jetzt zwei weitere Somalier den Überfall auf das Containerschiff "Taipan" gestanden. Vor dem Landgericht sagte der eine - vermutlich 24-jährige - Angeklagte, er schulde dem Entführer mehr als 1000 Euro. "Ich habe große Angst um meinen Sohn", übersetzte der Dolmetscher. Sein etwa 21 Jahre alter Komplize erklärte, der Fischfang habe nicht mehr genug Geld eingebracht, um seine zwei Frauen und fünf Töchter ernähren zu können. Bereits in der vergangenen Woche hatte ein Angeklagter indirekt gestanden. Die "Taipan" war am 5. April 2010 etwa 530 Seemeilen vor der somalischen Küste von Piraten überfallen worden.
Menschenrechtsorganisationen bestätigen Entführung
Als er sechs Jahre alt gewesen war, seien seine Eltern im somalischen Bürgerkrieg in Mogadischu getötet worden, erklärte der 24-Jährige in seiner Landessprache. Er selbst sei davon mehrere Jahre traumatisiert gewesen. Nun befinde sich sein Kind in der Gewalt eines Mannes, dem er Geld schulde. Menschenrechtsorganisationen in Somalia und die anderen Beschuldigten könnten die Entführung bestätigen. Er habe während seiner Haft in Deutschland keinen Kontakt zu seinem Sohn gehabt. "Ich bin zutiefst traurig. Ich weiß gar nicht, wie ich weitermachen soll", zitierte ihn der Übersetzer.
Auch sein 21-jähriger Kumpan ließ über seinen Anwalt erklären, er habe sich aus Geldnot den Seeräubern angeschlossen. Das Piratenboot, mit dem die Somalier in See stachen, sei bereits ein gekapertes Schiff gewesen. Bei dem Überfall hätten die Männer auf die "Taipan" geschossen, um die Besatzung einzuschüchtern. Er selbst habe aber nicht gefeuert. Der Chef der Piraten hatte angeblich angeordnet, den Gefangenen dürfe bei dem Angriff nichts passieren. An den Einsatz eines Granatwerfers könne er sich nicht erinnern.
Gehört wurde am Montag auch der 2. Offizier der "Taipan", der an Bord für die Sicherheit zuständig war. Sein Bericht deckte sich im Wesentlichen mit den Schilderungen des Kapitäns, der bereits im Dezember von Kammer und Verteidigung befragt worden war. Insgesamt müssen sich zehn mutmaßliche somalische Piraten wegen Angriffs auf den Seeverkehr und erpresserischen Menschenraubs verantworten.