Überfall in Potsdam Polizei noch ohne heiße Spur

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den brutalen Überfall auf einen Deutsch-Äthiopiers in Potsdam als "abscheulich" verurteilt. Der Polizei liegen neue Hinweise über die Täter vor, eine heiße Spur sei aber noch nicht dabei.

Der Fall des in Potsdam halbtot geschlagenen Deutsch-Äthiopiers erreicht nun auch die Bundespolitik. Beim Besuch des Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) angekündigt, das Verbrechen schonungslos aufklären zu wollen. "Wir dulden so etwas nicht", sagte er, Polizei und Justiz würden alles dran setzen, um die Täter zu ermitteln.

Schäuble begrüßte, dass Generalbundesanwalt Kay Nehm die Ermittlungen an sich gezogen hat. "Ich hoffe, dass klar wird, dass die Bevölkerung solche fremdenfeindlichen Exzesse mit Entschiedenheit ablehnt", sagte er.

Mailbox-Mitschnitt

Hören Sie hier die bearbeitete Version des Mailbox-Mitschnitts.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat den Überfall in Potsdam als "abscheuliche, brutale und menschenverachtende Tat" verurteilt. Regierungssprecher Thomas Steg sagte, die Kanzlerin sei "erschüttert" über den Übergriff.

Noch habe die Polizei allerdings noch keine heiße Spur, sagte der brandenburgischen Innenministers Jörg Schönbohm (CDU) im RBB-Inforadio. Die zwölfköpfige Sonderermittlungsgruppe arbeite jedoch unter Hochdruck. Zudem sei er zuversichtlich, dass die beiden Schläger gefasst würden.

Der seit zwei Jahrzehnten in Deutschland lebende Ermyas M. war am frühen Morgen des Ostersonntags an einer Straßenbahnhaltestelle in Potsdam überfallen worden, während er seiner Frau eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterließ. M. liegt im Koma und schwebt noch immer Lebensgefahr.

Zuvor hatte die Polizei mitgeteilt, dass sie mehreren neuen Hinweisen nachgehe. Schönbohm wollte über den Hintergrund der Tat wenig sagen. "Ich weigere mich, voreilige Schlüsse zu ziehen", sagte der Innenminister. Sicher sei eins: "Ein Mensch ist in Potsdam angegriffen und schwerstverletzt worden. Er hat eine schwarze Hautfarbe. Daraus kann man vermuten, dass es einen Zusammenhang gibt."

Aber wie die Tat abgelaufen sei, wisse man nicht. Von dem Überfall existiert ein Mitschnitt auf der Handymailbox der Frau des Opfers. Darauf sind die Täter unter anderem mit den Rufen "Scheiß Nigger" und "blödes Schwein" zu hören. Die Ermittler gehen deshalb von einem fremdenfeindlichen Hintergrund aus. Die Polizei hat eine bearbeitete Version der Aufnahme auch im Internet veröffentlicht.

AP · DPA · Reuters
DPA/AP/Reuters

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