Washington Zwölf Tote bei Blutbad auf Marinebasis

Das Blutbad auf einer Marinebasis in Washington gibt Rätsel auf. Noch immer kann die Polizei nicht sagen, wie viele Männer um sich geschossen haben. Die Opferzahl hat sich auf zwölf erhöht.

Bei einer Schießerei auf einem Stützpunkt der US-Marine mitten in der Hauptstadt Washington sind mehrere Menschen getötet worden. Nach Polizeiangaben stürmten bis zu drei Männer in militärähnlichen Uniformen am Montag auf das Gelände und eröffneten das Feuer. Mindestens zwölf Menschen seien getötet worden, außerdem seien mehrere Menschen verletzt worden, teilten Washingtons Bürgermeister Vincent Gray und Polizeichefin Cathy Lanier am Montag bei einer Pressekonferenz mit. Das Motiv für die Tat sei unklar, für einen terroristischen Hintergrund gebe es derzeit aber keine Anzeichen.

Über dem Navy Yard im Südosten Washingtons kreisten Hubschrauber, Polizisten und Soldaten sperrten den Zugang zu dem Gelände am Fluss Anacostia weiträumig ab. Das Kommando- und Verwaltungszentrum der Marine liegt nur rund vier Kilometer vom Weißen Haus entfernt und in der Nähe des Kapitols, in dem der US-Kongress tagt.

Behörden fahnden nach zwei weiteren Männern

Die Polizeichefin der US-Hauptstadt, Cathy Lanier, erklärte, dass mindestens ein Schütze um 08.20 Uhr (Ortszeit, 14.20 Uhr MESZ) in einem Bürogebäude der Stützpunkts um sich geschossen habe. Ein Verdächtiger sei getötet worden, sagte Lanier bei einer Pressekonferenz. "Unsere große Sorge ist, dass wir womöglich zwei weitere Schützen haben, die bislang noch nicht ausfindig gemacht werden konnten."

Bei dem getöteten Schützen fand die Polizei ein Sturmgewehr und eine Handfeuerwaffe. Die Behörden fahndeten den Angaben zufolge weiter nach einem weißen und einem schwarzen Mann in Uniformen. Die beiden Verdächtigen seien bewaffnet. Mehrere Schulen in der Umgebung wurden abgeriegelt. Auch der Verkehr am wenige Kilometer entfernten Inlandsflughafen Reagan National Airport wurde für 90 Minuten eingestellt.

Das Ausmaß der Bluttat war lange Zeit unklar. Die Behörden sprachen zunächst nur von "mehreren" Toten und Verletzten. Nach Angaben der Tageszeitung "Washington Post" töteten der Schütze oder die Schützen mindestens sechs Menschen. Der Fernsehsender CNN berichtete, dass mindestens zehn Menschen verletzt worden seien, ehe dann auf der Pressekonferenz die Zahl von zwölf Toten verkündet wurde.

Obama verspricht Aufklärung

Einen möglichen terroristischen Hintergrund erwähnten die Behörden nicht. US-Präsident Barack Obama versprach eine "sorgfältige" Untersuchung. "Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um sicherzustellen, dass die Verantwortlichen für diesen feigen Akt zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Obama. Die USA seien erneut mit einer "Massenschießerei" konfrontiert worden.

Der Präsident erklärte, dass er über die Entwicklungen auf dem Laufenden gehalten werde. "Wir kennen noch nicht alle Fakten", sagte Obama. Washingtons Bürgermeister Vincent Gray sprach von einem "isolierten Zwischenfall", andere Gegenden der Hauptstadt seien nicht betroffen.

Der Navy Yard in Washington ist eine frühere Werft und Waffenfabrik der US-Marine. Auf dem historischen Gelände liegt heute eines der Verwaltungszentren der US Navy. Den Angaben zufolge ereignete sich die Schießerei im Hauptquartier des Naval Sea Systems Command, das für den Bau und die Instandhaltung der US-Kriegsflotte zuständig ist. Dort arbeiten etwa 3000 Menschen. Außerdem befindet sich auf dem Komplex die Dienstwohnung von US-Marinechef Jonathan Greenert, der US-Medien zufolge während der Schießerei in Sicherheit gebracht wurde.

Erinnerungen an Massaker von Fort Hood

In den USA weckte der Vorfall Erinnerungen an den Amoklauf auf dem US-Militärstützpunkt Fort Hood in Texas. Dort erschoss im November 2009 der muslimische US-Militärpsychiater Nidal Hasan 13 Menschen, viele weitere wurden verletzt. Der 43-Jährige wurde dafür im vergangenen Monat von einer Militärjury zum Tode verurteilt. Es gab aber zunächst keine Hinweise, dass beide Fälle vergleichbar sind.

DPA
kng/AFP/DPA

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