In Afghanistan stehen die Taliban bereit, den Kabuler Flughafen von den USA zu übernehmen. Deren Botschaft warnte vor einem erneuten Anschlag radikler Islamisten.
Video "Wir warten auf das abschließende Kopfnicken der Amerikaner" - Zur Lage am Kabuler Flughafen

Die Taliban-Kämpfer haben ihre Präsenz um den Kabuler Flughafen erhöht. Im Prinzip stehen die radikalen Islamisten bereit, das Gelände von den USA zu übernehmen. "Wir warten auf das abschließende Kopfnicken der Amerikaner", sagte ein Taliban-Sprecher am Sonntag der Nachrichtenagentur Reuters. Man verfüge über ein Expertenteam, das die Flughafen-Technik beherrsche. Ein Vertreter westlicher Sicherheitskräfte sagte, es seien noch über tausend Ausländer im Flughafen, die ausgeflogen werden müssten. Bis Dienstag sollen alle US-Truppen abgezogen werden, die Operation laufe bereits, bestätigte ein Pentagon-Sprecher. Am Samstag waren weniger als 4.000 Soldaten am Airport, in der Spitze waren dort 5.800. Die letzte Phase des Einsatzes gilt als die gefährlichste. Die Menschenmenge an den Flughafentoren lichtete sich nach der Warnung vor einem erneuten Attentat. Die Lage vor Ort sei weiterhin extrem brenzlig, warnte die US-Botschaft. Ein Anschlag sei höchstwahrscheinlich. US-Präsident Joe Biden drohte dem IS-Ableger in Afghanistan mit weiteren Vergeltungsschlägen. Generalleutnant William Taylor sagte am Samstag: "Ohne in die Details zu gehen, kann ich sagen, dass wir weiterhin die Möglichkeit haben, uns selbst zu verteidigen und Antiterror-Einsätze bei Bedarf wirksam einzusetzen." Nach dem Selbstmordattentat am Flughafen mit bis zu 170 Toten, darunter 13 US-Soldaten, hatten die USA nach eigenen Angaben am Freitag zwei hochrangige Mitglieder der Extremistenmiliz Islamischer Staat getötet. Die mit dem IS verfeindeten Taliban verurteilten den Vergeltungsschlag als einen "klaren Angriff auf afghanisches Gebiet". Frankreich und Großbritannien wollen bei einer Dringlichkeitssitzung der Vereinten Nationen am Montag eine Sicherheitszone vorschlagen. Um die Fortsetzung der humanitären Operationen zu gewährleisten, solle in Kabul "eine sichere Zone... unter der Kontrolle der Vereinten Nationen" definiert werden, so der französische Präsident Emmanuel Macron in einem Zeitungsinterview.