Beim Treffen mit Vertretern afrikanischer Staaten nannte Bundeskanzlerin Merkel es eine "dramatische Ungerechtigkeit", dass in Europa 60 Prozent, in Afrika aber nur zwei Prozent der Menschen gegen das Corona-Virus geimpft sind. Eine Freigabe der Patente für Corona-Impfstoffe lehnt Deutschland ab.
Video Afrikaner pochen bei Merkel auf Impfstoffe

Voraussichtlich zum letzten Mal war Angela Merkel am Freitag Gastgeberin eines Afrika-Gipfels im Kanzleramt. Dort empfing sie diverse Staats- und Regierungschefs im Rahmen der "Compact with Afrika"-Initiative. Die wurde 2017 unter der deutschen G20-Präsidentschaft gestartet, um mehr privates Kapital nach Afrika zu locken. Mehrere afrikanische Staaten pochten bei dem Treffen auf einen besseren Zugang zu Corona-Impfstoffen. Sowohl der Präsident Südafrikas als auch der Vorsitzende der Afrikanischen Union forderten dabei im Anschluss die Freigabe der Patentrechte auf Corona-Impfstoffe. Deutschland lehnt dies ab und will lieber Firmen wie BioNTech Produktionsstätten in Afrika aufbauen lassen. Die Bundeskanzlerin sagte: "Insofern hängt die Verfügbarkeit von Impfstoffen, aber auch die Produktion von Impfstoffen, ganz ursächlich zusammen mit dem wirtschaftlichen Wohl des afrikanischen Kontinents. Und wenn wir heute mehr als 60 Prozent unserer Bevölkerung geimpft haben und in Afrika sind es zwei Prozent, dann ist das natürlich eine dramatische Ungerechtigkeit, die wir schnell überwinden müssen. Und darüber haben wir heute sehr ehrlich auch gesprochen. Ich glaube, es werden sich hier auch Möglichkeiten ergeben, in Afrika, in afrikanischen Ländern zu produzieren, Schritt für Schritt auch die Technologie zu transferieren." Noch importiert der afrikanische Kontinent 99 Prozent seiner Impfstoffe. Südafrika und Deutschland leiten bei der internationalen Impfstoff-Allianz Covax eine Arbeitsgruppe, die sich um den Aufbau einer Impfstoffproduktion in Afrika kümmern soll. Deren Ergebnisse sollen auf dem G20-Gipfel in Rom Ende Oktober vorgestellt werden. Merkel kündigte zudem an, dass Deutschland in diesem Jahr nicht wie bisher geplant 30, sondern 70 Millionen Corona-Impfdosen an ärmere Staaten spenden werde.