Video Kemfert: Kohle unter Lützerath wird nicht gebraucht

Video: Kemfert: Kohle unter Lützerath wird nicht gebraucht
STORY: Diese Bilder gehen derzeit um die Welt. Massive Kräfte der Polizei hatten am Mittwoch mit der Räumung im Weiler Lützerath in Nordrhein-Westfalen begonnen. Das von Klima-Aktivisten besetzte Dorf ist zu einem Symbol für Anti-Kohle-Bewegung geworden. Etwa 200 Klimaaktivisten sollen am Mittwoch das Gebiet freiwillig verlassen haben, vereinzelt gab es aber auch Gewalt. Hintergrund der Räumung ist ein im vergangenen Oktober vorgelegter Plan, nach dem der Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohleenergie in NRW bereits 2030 und damit acht Jahre früher als ursprünglich geplant erfolgen soll. Kurzfristig soll aber angesichts der Energie-Krise in der Folge des russischen Einmarsches in der Ukraine mehr Kohle abgebaggert werden. Lützerath müsse weichen, um den Bedarf zu decken, betonen RWE und auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen. Stimmt nicht, sagt die Energieexpertin Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. "Die Kohle unter Lützerath wird nicht gebraucht. Unsere Studien, aber auch andere, zeigen sehr deutlich, dass wir auf existierende Tagebaue, die es ja dort vor Ort gibt, zurückgreifen können, das abbaggern können, ohne dass Lützerath zerstört werden muss und die Kohle darunter abgebaggert werden muss." Der mit RWE vereinbarte Kohleausstieg 2030 im Rheinischen Revier hatte auf einem Grünen-Bundesparteitag im Herbst nur eine knappe Mehrheit erhalten. Kemfert glaubt, dass die Partei im Zusammenhang mit Lützerath einen Fehler gemacht hat. "Ja, ich denke, es wird ein massiver Imageschaden für die Grünen sein, dass sie es zugelassen haben, dass man dort diese Klima-Proteste sieht, die um die Welt gehen, die Deutschland die Glaubwürdigkeit, der Glaubwürdigkeit rauben, international noch als verlässlicher Klimaschützer aufzutreten, weil wir eben so viel Kohle jetzt noch abbaggern und weil es diese Klima-Proteste gibt. Insofern würde ich mir wünschen, dass man jetzt ein Moratorium verhängt und erst mal noch mal sich wieder an einen Tisch setzt und gemeinschaftlich überlegt, welche Lösung es geben kann." Die Grüne Jugend NRW bezeichnete die Räumung Lützeraths am Mittwoch als "grundsätzlich falsch". Wenn die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaschutzabkommens eingehalten werden solle, müsse die Kohle unter der Erde und Lützerath erhalten bleiben.
Nach Einschätzung der DIW-Ökonomin Claudia Kemfert hätte der Abriss des besetzten Braunkohle-Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen trotz des erhöhten Kohlebedarfs umgangen werden können.

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