Der IGH in Den Haag fordert Israel auf, einen Völkermord im Gazastreifen zu verhindern, sieht von einer Anordnung zum Ende der Kampfhandlungen aber ab. Taten, die auf einen Völkermord hinausliefen, müssten geahndet werden, erklärten die Richter am Freitag in ihrer Entscheidung zu möglichen Sofortmaßnahmen im Gaza-Krieg.
Video Nach Urteil des Internationalen Gerichtshofs: Beschluss wird "Auswirkungen auf Drittstaaten haben"

STORY: Bis Freitag hatte für die Menschen im Gazastreifen die Hoffnung bestanden, der Internationale Gerichtshof könnte ein Ende der Kampfhandlungen anordnen. Doch dann kam Nachricht aus Den Haag: Die Richter forderten Israel zunächst auf, einen Völkermord im Gazastreifen zu verhindern. Die völlige Einstellung der Kampfhandlungen wurde nicht erwähnt. Ammar Hijazi / Stellv. paläst. Minister für multilaterale Angelegenheiten „Palästina begrüßt den bedeutsamen Beschluss des Internationalen Gerichtshofs. Dieser Beschluss bedeutet, dass der Gerichtshof den Ernst der Lage erkannt hat und von der Darstellung Südafrikas überzeugt ist." Naledi Pandor / Südafrikanische Außenministerin „Wenn Sie den Text sehr sorgfältig lesen, wird die Frage, wie ein Krieg oder Konflikt geführt wird, nicht näher erläutert. Ich hätte mir gewünscht, dass das Wort „Beendigung“ in das Urteil aufgenommen wird." Benjamin Netanjahu / Ministerpräsident Israel „Israels Verpflichtung gegenüber dem Völkerrecht ist unerschütterlich. Ebenso unerschütterlich ist unsere heilige Verpflichtung, unser Land und unser Volk weiterhin zu verteidigen. Wie jedes Land hat Israel ein inhärentes Recht, sich selbst zu verteidigen. Der abscheuliche Versuch, Israel dieses Grundrecht zu verweigern, ist offensichtlich eine Diskriminierung des jüdischen Staates und sie wurde zu Recht zurückgewiesen. Der gegen Israel erhobene Vorwurf des Völkermords ist nicht nur falsch, er ist empörend, und anständige Menschen überall sollten ihn zurückweisen." Nach Meinung von Juraprofessorin Larissa van den Herik wird das Urteil auch Auswirkungen auf andere Länder haben. Larissa van den Herik / Universität Leiden „Die wichtigste Konsequenz dieses Urteils sind die geklärten Pflichten Israels, seine Meldepflichten, aber auch Drittstaaten, die Israel unterstützen, die ebenfalls eine eigenständige Verpflichtung zur Verhinderung von Völkermord haben, werden nun ebenfalls prüfen, was dieses Urteil für sie und ihre völkerrechtlichen Verpflichtungen und ihre Beziehung zu Israel bedeutet. Es wird also auch weitreichende Auswirkungen auf andere Drittstaaten haben, die davon betroffen sein werden und die Israel dazu bewegen werden, sich an diese vorläufigen Entscheidung zu halten.“ Südafrika will in Den Haag erreichen, dass das Vorgehen Israels im Gazastreifen als Völkermord eingestuft wird. Vorerst konzentrierten sich die Richter in ihrem Urteil vom Freitag aber auf die von Südafrika beantragte Sofortmaßnahme, alle israelischen Militäroperation im Gazastreifen zu beenden. Die Richter stellten fest, die Palästinenser hätten das Recht, vor einem Genozid geschützt zu werden.