"Normal" oder "nicht normal" Der bewegende Aufruf einer 14-Jährigen

Von Katharina Frick
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“Normal” oder “nicht normal” – was bedeutet das eigentlich? Aiesha Ross aus Neuseeland ist erst 14 Jahre alt und findet dazu doch eine sehr bewegende Antwort. In einer mutigen Rede erklärt sie, dass viele – vor allem ihre Klassenkameraden – das “nicht normal” nämlich auf Aiesha beziehen. Das Mädchen hat seit ihrer Geburt eine schwere Krankheit:
 
„Im Grunde wurde ich ohne Anus oder Rektum geboren. Die Nerven am Ende meiner Wirbelsäule, die meine Blase und Darm kontrollieren, sind beschädigt. Ich habe nur eine Niere, ich hatte ich keine Geschlechtsorgane und keinen Gebärmutterhals oder Gebärmutter. Einige Jahre später, nachdem ich mehrmals im Krankenhaus war und eine Vielzahl von Operationen hatte, habe ich jetzt einen künstlichen Darm, ein Rektum und einen Anus.“
 
Aiesha beweist viel Mut, so offen über ihre Krankheit zu sprechen. Ihre Mutter Louise filmte die Rede, die sie für einen Wettbewerb in der Schule hielt und dort auch einen Preis gewann, und lud sie bei Youtube hoch. Dort wurde der Clip mittlerweile schon rund 57.000 Mal geklickt.
 
Aiesha wurde viel gemobbt; widerlich, sonderbar, hässlich, nicht liebenswert und gemein genannt. Sie wurde dafür geärgert, dass sie keine eigenen Kinder bekommen kann. Sie habe nicht viele Freunde, sagte Aiesha. Und an einigen Tagen habe sie zu viel Angst in den Spiegel zu schauen, weil sie zu angewidert von ihrem eigenen Anblick sei.
 
Harte Worte für eine 14-Jährige. Doch Aiesha hat eine Bitte an ihre Schulkameraden:
 
Bitte habt kein Mitleid mit mir oder behandelt mich anders, denn ich bin nicht anders, ich bin einzigartig. Ich weiß nicht, warum ich so viel Angst hatte, weil ich jetzt keine Angst mehr habe. Ich habe es satt, alle anzulügen und nicht die Wahrheit über mich erzählen zu können. Mir ist es ehrlich egal, wenn ihr mich anders behandelt, aber wenn ihr nicht wüsstet, was ihr jetzt wisst, würdet ihr mich dann immer noch anders behandeln?
 
Zum Ende findet die 14-jährige Aiesha Worte, die für Viele im alltäglichen Umgang mit Menschen mit Behinderung ein Vorbild sein können:
 
„Lasst uns Farbe bekennen und ein ‚neues normal’ entwerfen. Ein ‚normal’, wo jeder, egal wer oder was akzeptiert ist, normal ist. Ein normal, wo es egal ist, ob man fett, dünn, klein, groß, hübsch, hässlich ist, eine Behinderung oder eine Krankheit hat, es würde keine Rolle spielen. Es sollte keine Rolle spielen. Wir sind so gefangen in dem ‚alten normal’, dass wir nicht mit unseren eigenen Augen sehen können, dass ein kleiner fieser Kommentar das Leben von Jemandem beenden kann. Wir sind so gefangen im ‚alten normal’, Das hier ist das neue normal, lasst uns das ‚neue normal’ jetzt beginnen.“
Die Schülerin Aiesha Elliott hat seit ihrer Geburt eine Krankheit, für die sie oft gemobbt wurde. Mit einer Rede für einen Wettbewerb ihrer Schule will sie ihre Mitschüler aufrütteln, darüber nachzudenken, was "normal" eigentlich bedeutet.

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