Mit der Veröffentlichung von Einzelheiten über die Vorwürfe gegen Julian Assange wegen sexuellen Fehlverhaltens hat der britische "Guardian" die Debatte über den Wikileaks-Gründer befeuert. In einem ungewöhnlichen Schritt veröffentlichte die Zeitung Details aus den Unterlagen der schwedischen Staatsanwaltschaft. Während die Anhänger Assanges über eine Venusfalle interessierter Geheimdienste spekulieren, sehen ihn seine Gegner als Sexualstraftäter.
Laut "Guardian" werfen zwei schwedische Frauen Assange vor, sich ihnen unangemessen sexuell genähert zu haben. Die eine spricht demnach davon, er habe sie zunächst mit Gewalt von der Benutzung eines Kondoms abhalten wollen und dieses dann später absichtlich zum Platzen gebracht. Später habe er sich geweigert, einen HIV-Test zu machen. Laut dem Bericht wirft ihm die andere Frau vor, nach einer Liebesnacht im Schlaf über sie hergefallen zu sein und auch dabei kein Präservativ benutzt zu haben. Auch die zweite Frau machte sich demnach Sorgen über eine mögliche Ansteckung mit HIV.
Beide Frauen gingen erst später zur Polizei
Das Blatt nahm auch Assanges Gegenvorwurf eines "abgekartetes Spiels" der Frauen mit angeblichen SMS-Beweisen unter die Lupe: Beide hätten ausschließlich freiwilligen Sex mit ihm gehabt und auf Geld von Medien spekuliert, ehe sie gemeinsam zur Polizei gegangen seien, sagte Assange von seinem englischen Domizil Ellingham Hall aus. Stimmt nicht, meinte die Londoner Zeitung unter Berufung auf geheime Verhörprotokolle der Staatsanwaltschaft, zu denen man "nicht autorisierten" Zugang bekommen habe.
Wikileaks-Gründer Julian Assange sieht nach der Freilassung aus der Haft sein Leben in Gefahr. "Es gibt eine Bedrohung für mein Leben. Es gibt Bedrohungen für meine Leute", sagte Assange in seiner südostenglischen Unterkunft im Anwesen seines Freundes Vaughan Smith. Er bezichtigte die USA, hinter den Vergewaltigungs- Vorwürfen gegen ihn zu stecken. In den USA wird zudem ein Verfahren gegen Assange wegen Spionage und Verschwörung geprüft.