Ukraine-Krieg Bizarres Eiszeit-Video: Angeblicher Gazprom-Film droht der EU mit hartem, kaltem Winter

Ein Screenshot aus dem Video: So wirbt angeblich Gazprom mit einem harten, kalten Winter.
Ein Screenshot aus dem Video: So wirbt angeblich Gazprom mit einem harten, kalten Winter.
Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs ist die Sorge in der EU um eine sichere Energieversorgung gestiegen. Nun soll der russische Gaslieferant Gazprom mit einem bizarren Video noch einen draufgelegt haben – tatsächlich stammt der Film aber wohl nicht aus dem Unternehmen.

Es ist ein bizarres Video, das laut Medienberichten Gazprom veröffentlicht haben soll: In dem anderthalb Minuten langen Clip ist eine Frau zu hören, wie sie ein Gedicht des russischen Poeten Juri Wisbor singt. Im Bild schreitet dazu ein Mann in Gazprom-Uniform durch eine Fabrik und legt einen Schalter um – offensichtlich soll das einen Schalter darstellen, der die Versorgung der EU mit russischem Gas sicherstellt.

Weiter geht es mit einem Schnitt auf die inzwischen für ihre "Wartungen" und "Ausfälle" berühmten Turbinen, die im Clip langsamer werden und schließlich stehenbleiben. Ein Schnitt und das Video zeigt ein Druckmessgerät, bei dem der Messwert rapide sinkt. Die Botschaft ist klar: Hier fließt kein Gas mehr durch die Leitungen.

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Das Problem: Nach Recherchen von stern und RTL stammt das Video nicht aus dem Auftrag von Gazprom. Verschiedene Szenen sind aus öffentlich verfügbaren Videos bunt aneinander geschnitten: Der Auftritt des Gazprom-Mitarbeiters stammt beispielsweise aus einem alten Firmenvideo, die winterlichen Landschaften sind auch regional komplett daneben: Sie zeigen nicht Europa, sondern Sibirien in der Region Krasnoyarsk. Ein Abschnitt mit einem Gasdruckmessgerät wurde ebenfalls bereits 2017 oder schon früher aufgenommen. 

Die gleiche Brücke, das gleiche Hochhaus im Hintergrund wie im Video: Die Szenen von Gazprom stammen in Wahrheit aus Sibirien.
Die gleiche Brücke, das gleiche Hochhaus im Hintergrund wie im Video: Die Szenen von Gazprom stammen in Wahrheit aus Sibirien.
© Imago Images

Zudem ist das Video auf den Websites, den Auftritten in sozialen Netzwerken und anderen Plattformen von Gazprom nicht zu finden – ein deutlicher Hinweis darauf, dass es kein authentisches Material ist.

Gezielte Strategie? Russland macht sich "FUD"-Taktik zu nutze

Wer das Video tatsächlich erstellt hat, ist unklar. Ursprünglich verbreitete es sich wohl vor allem über Telegram-Gruppen und Youtube, wurde im Anschluss dann auch auf Twitter und anderen sozialen Netzwerken häufig geteilt.

Unabhängig vom Absender ist wohl das Ziel des Films, der europäischen Bevölkerung Angst vor einem kalten Winter zu machen. In der Kommunikationswissenschaft werden für ein solches Vorgehen die Begriffe "Fear, Uncertainty, Doubt" (Angst, Unsicherheit, Zweifel, kurz auch FUD) verwendet. Die FUD-Strategie macht sich zu Nutze, dass Angst beim Menschen irrationale Reaktionen hervorruft und selbst erwiesenermaßen falsche Tatsachen noch Angstgefühle auslösen können.

tvm

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