Bombenanschlag in Bangkok Attentäter hatten Touristen im Visier

Bei einem Bombenanschlag in Bangkok sind laut Medienberichten mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Der Sprengsatz explodierte an einer beliebten Touristenecke. Unter den Opfern sind viele Ausländer.

Im Zentrum der thailändischen Hauptstadt Bangkok sind bei einem Bombenanschlag Medienberichten zufolge mindestens 27 Menschen ums Leben gekommen. Die Polizei sprach bisher von mindestens 15 Toten und rund 80 Verletzten. Unter den Opfern sei "eine erhebliche Zahl von Ausländern", sagte Polizeisprecher Prawut Thavornsiri. Die Opferzahl dürfte noch steigen, räumte er ein. Der Sprengsatz sei an einem religiösen Schrein platziert gewesen, den viele Gläubige und Touristen besuchen. Die Attentäter hatten es laut thailändischem Verteidigungsministerium auf Ausländer abgesehen. Die deutsche Botschaft bemühte sich um Aufklärung, ob auch Deutsche unter den Opfern sind, wie aus dem Auswärtigen Amt verlautete. Konkrete Hinweise auf deutsche Opfer lagen zunächst aber keine vor.

Der Anschlag erfolgte laut Polizei am Erawan-Schrein an einer Kreuzung im zentralen Einkaufsviertel Chidlom der Millionenmetropole. Der Schrein ist ein Touristenmagnet, weil dort jede Stunde mehrmals Tänzerinnen in prunkvollen Kostümen auftreten.

Hintergrund zunächst unklar

Auf einer Überwachungskamera war ein riesiger Feuerstoß zu sehen, dann rannten Passanten in verschiedene Richtungen davon. Die Explosion habe sich gegen 19 Uhr (Ortszeit) ereignet. Auf Fernsehbildern war vor dem Schrein eine Art Bombenkrater zu sehen

Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar. Das Verteidigungsministerium erklärte aber, dass "Ausländer" das Ziel des Anschlags gewesen seien, um der für Thailand äußerst wichtigen Tourismusbranche zu schaden. "Es war eine TNT-Bombe", sagte Ressortchef Prawit Wongsuwong.

Am Anschlagsort bot sich ein Bild der Verwüstung. Glassplitter lagen über die Straße verstreut, verkohlte Mopeds waren neben Teilen aus dem Schrein zu sehen. Die thailändische Polizei habe in der Umgebung einen weiteren Sprengsatz gefunden und entschärft, sagte der Sprecher. Die umliegenden Einkaufszentren wurden geräumt. Hunderte Polizisten durchsuchten die Umgebung nach weiteren Bomben. Es gab aber zunächst kein Bekennerschreiben.

Augenzeugen berichten von großer Verwüstung und zahlreichen Verletzten. "Ich habe im Hyatt-Eriwan-Hotel zu Abend gegessen, als eine riesige Explosion das Gebäude erschüttert hat", berichtete Eric Seldin, der in Bangkok arbeitet. "Als wir 15 Minuten später nach draußen durften, habe ich mehrere mit Tüchern bedeckte Körper gesehen." 

Der Eriwan-Schrein ist dem Hindu-Gott Brahma gewidmet, wird aber auch täglich von Tausenden Buddhisten besucht. Er liegt an der Ratchaprasong-Kreuzung, die in den vergangenen Jahren ein zentraler Versammlungsort für politische Demonstrationen war.

Zwei weitere Bombenanschläge nach Militärputsch

Im Februar waren vor einem Einkaufszentrum in Bangkok zwei Sprengsätze explodiert und hatten zwei Menschen verletzt. Auf der Touristeninsel Koh Samu explodierte im April eine Autobombe. Niemand hat sich je zu den Anschlägen bekannt. 

Im Mai 2014 hatte das thailändische Militär nach jahrelangen politischen Spannungen zwischen verfeindeten Lagern geputscht. Seitdem regiert Putschführer Prayuth Chan-ocha. Das Militär ging davon aus, dass die Bomben im Februar und April die vom Militär eingesetzte Regierung destabilisieren sollten. Die Junta rief zur Ruhe auf. "Bringt keine Gerüchte in Umlauf, die Verwirrung im Land stiften könnten", sagte Junta-Sprecher Winthai Suvari. "Wir versichern, dass die Behörden jetzt alles unter Kontrolle haben." Er widersprach Gerüchten in sozialen Netzwerken, dass der Ausnahmezustand verhängt worden sei.

Die beiden politischen Lager kämpfen um die Regierungsmacht. Sie haben Massendemonstrationen und Straßenblockaden in Bangkok organisiert und sich teils blutige Straßenschlachten geliefert. Dutzende Menschen sind dabei seit 2010 ums Leben gekommen.

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Reuters · AFP · DPA
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