Wäre New York City ein eigenes Land, es wäre mit seinen 63.000 positiv auf das Coronavirus getesteten Einwohnern der am siebtstärksten betroffene Staat der Welt. Kein Wunder, dass in der 8-Millionen-Metropole der Ausnahmezustand herrscht. Letzte Woche kündigte die Polizei an, hart gegen Verstöße gegen Versammlungsverbote vorzugehen. Eine Betroffene schildert nun, welch absurdes Ausmaß das haben kann.
Die 37-Jährige stand demnach am Freitag vergangener Woche auf einem Parkplatz in Brooklyn, als ein Großaufgebot Polizei auftauchte, um eine andere Personengruppe aufzulösen. Die Beamten, die keine Masken oder Handschuhe trugen, hätten dann auch das Pärchen aufgefordert, den Ort zu verlassen. Doch bevor sie dem nachkommen konnten, hätten sie ihn plötzlich gepackt und beide mit Pfefferspray traktiert, berichtete sie "The Intercept". "Erst dadurch kam überhaupt eine Gruppe von Leuten auf den Parkplatz", die das Spektakel beobachtet hätten, erzählt sie.
Zu Dutzenden in einer Zelle
Doch danach kam es noch schlimmer. Nachdem sie auf dem Revier verhört worden war, wurde sie in die Untersuchungshaft gesteckt - mit mindestens 20 anderen Frauen. "Sie haben uns alle in eine Zelle gestopft." 36 Stunden verbrachte sie dort. Masken gab es nur für Frauen, die schon vorher eine gehabt hatten, berichtet sie. Zudem sei es schmutzig gewesen, Seife habe es keine gegeben. "Nicht mal Taschentücher." Einmal habe ein Beamter einige Tropfen Desinfektionsmittel pro Person verteilt.
Erst am Sonntag Morgen wurde sie wieder entlassen, ein Verfahren gegen sie läuft noch. Die Polizei gibt in einem Gerichtsprotokoll laut "The Intercept" an, einer Beschwerde nachgegangen zu sein, nach der 25 Personen an dem Ort herumgehangen hätten. Diese hätten dann die Auflösung der Gruppe verweigert. Der konkrete Vorwurf: Widerstand gegen die Staatsgewalt sowie Behinderung der Justiz. Es sind mit die ersten Verhaftungen wegen des Virus.
Corona-Risikofaktor Polizei
Die New Yorker Polizei spielt während der Corona-Krise eine besondere Rolle. Einerseits ist es an ihr durchzusetzen, dass die Bürger der Stadt sich an die Beschränkungen halten. Andererseits könnten aber gerade die Polizisten eine besondere Infektionsgefahr darstellen. Und das nicht nur wegen der fragwürdigen Haftbedingungen. Laut der "New York Times" fehlt es an Schutzmasken und Handschuhen, die Beamten sind demnach den ganzen Tag ungeschützt in der Stadt unterwegs. Und: Schon jetzt sind weit überdurchschnittlich viele Polizisten erkrankt. 1500 Beamte seien bereits positiv getestet worden, mehr als jeder sechste der 36.000 Beamten sei entweder krank geschrieben oder in Quarantäne, so die "NYT".

Kein Wunder, dass die ohnehin nicht für ihre Milde bekannten New Yorker Beamten nervös sind. "Es ist selbst in den besten Zeiten ein sehr stressiger Job", erklärte der New Yorker Polizei-Chef bereits am Dienstag in einem Livestream. "Und gerade kann ich mir keine schlechtere Zeit vorstellen."
Für die Verhaftete hat die Aktion schon jetzt Folgen. Sie darf nicht zur Arbeit kommen. Ihr Arbeitgeber befürchtet, das Risiko einer Ansteckung in der Zelle könnte zu hoch gewesen sein.
Quelle: The Intercept, New York Times, Stream der Polizei