Mehr als Tausend Flüchtlinge hausen in Belgrad in alten Baracken unter unmenschlichen Bedingungen - bei Temperaturen bis zu – 10 Grad. Unter ihnen sind rund 100 Kinder. Eine Helferin von "Save The Children" schildert die Situation vor Ort.
Die Unsichtbaren Der unmenschliche Alltag der Kinder in den Baracken von Belgrad

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Lagerhausruinen in der Nähe des Hauptbahnhofes in Belgrad. Mehr als Tausend Flüchtlinge hausen hier unter unmenschlichen Bedingungen - bei Temperaturen bis zu – 10 Grad. Unter ihnen rund 100 Kinder:
Tatjana Ristic, „Save the Children“
Die Menschen schlafen auf dem Boden oder auf Pappen und benutzen Decken oder Schlafsäcke, wenn sie welche haben. Einige haben auch Zelte aufgebaut. Es gibt keinen Strom, also auch kein Licht. Die Menschen machen Feuer, um sich warm zu halten. Sie verbrennen alles, was sie finden - auch Müll. Die Gebäude sind also voll mit giftigem Rauch. Es gibt kaum Wasser und keine Toiletten.
Tatjana Ristic arbeitet seit Februar 2016 für die Kinderhilfsorganisation „Save The Children“ in Belgrad. Am dortigen Bahnhof hat sie für Kinder und Familien einen geschützten Raum eingerichtet. Sie trifft dort immer wieder Kinder ohne Eltern, die ganz allein oder in Begleitung eines – meist verwandten - Jugendlichen reisen. Einige wurden von ihrer Familie andere als Gruppe von ihrem Dorf aus losgeschickt.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
Viele von ihnen kommen aus Konfliktgebieten in Afghanistan. Dort ist der Alltag besonders für Kinder sehr unsicher. Besonders für Jungen ist die Situation gefährlich, da sie von Militärgruppen rekrutiert und mit Gewalt aus ihren Familien gezwungen werden.
In den Baracken leben vor allem Männer und Jungen. Ristic zufolge wollen viele dort nicht in die 16 überfüllten serbischen Flüchtlingslager gehen. Sie haben Angst deportiert zu werden. Auch für die Minderjährigen ist Serbien nur ein Zwischenstopp. Ihr Ziel: Westeuropa. Sie wollen dort Asyl beantragen, zur Schule gehen, einen Job finden. Um dann ihren Familien in Afghanistan zu helfen. Was sie auf der Reise erleben, ist gnadenlos.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
Ein Junge erzählte mir: „Während der Flucht sah ich, dass Menschen starben. Sie fielen einfach um und standen nicht mehr auf. Die Schmuggler taten nichts, um ihnen zu helfen. Sie haben sie einfach zum Sterben zurückgelassen. Ich wusste, wenn ich falle wird mir das gleiche passieren. Ich wusste, dass ich stark sein muss und mutig und das Herz eines Löwen haben muss. Ich will nur, dass es meinen Brüdern und Schwestern gut geht und sie ein gutes Leben haben. Daran sieht man: Diese Kinder haben eine Mission.“
Die widrigen Umstände in den Baracken schrecken sie offenbar nicht ab. Das Leben in der Illegalität prägt ihren Alltag.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
In den Lagerhallen gibt es viele Schmuggler, die sich als Flüchtlinge ausgeben. Das sind oft die Lautesten unter ihnen. Wenn die Menschen dort in die Unterkunft gehen wollen, arbeiten die Schmuggler gegen sie. Sie streuen Gerüchte, dass die Leute zurückgesendet werden. Manchmal streuen sie auch das Gerücht, dass die Grenzen wieder geöffnet werden.“
Seit vergangener Woche sind ausländische Medien auf die Situation in Belgrad aufmerksam geworden. Die Berichte bewegten die Regierung dazu, eine neue Unterkunft am Rande der Stadt zu öffnen. Etwa 250 der Obdachlosen waren bereit,(?) dort hinzugehen. Es soll nun auf 500 Betten aufgestockt werden, erzählt Ristic. Die Zurückgebliebenen warten auf Informationen. Sind die Menschen in der neuen Unterkunft sicher? Werden sie abgeschoben? Kann der Weg für sie weitergehen?
Für Ristic und „Save the Children“ ist das Abdriften der Flüchtlinge in die Illegalität das Hauptproblem.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
„Man kann diesen Menschen kaum helfen, wenn sie nicht sichtbar sind. Und sie versuchen, nicht sichtbar zu sein, denn sie nutzen illegale Wege und Schmuggler.
Und das ist eine Aufgabe, die nicht nur ein Land bewältigen kann. Wir können dieses Problem nicht in Serbien, Bulgarien oder Griechenland allein lösen. Das müssen wir auf einer globaleren Ebene angehen.“
Eine erste Hilfe für Serbien von Seiten der EU gab es am Wochenende: Nach einem Besuch des EU-Kommissars Christos Stylianides erhält die Regierung weitere 20 Millionen Euro für die Notversorgung der Flüchtlinge. Mit dem Geld sollen die bestehenden Flüchtlingsheime versorgt werden. Ob das auch den Kindern in den Baracken helfen wird? Von ihrem Traum, in Westeuropa in Sicherheit leben zu können, wird sie das jedenfalls nicht abbringen.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
Die Menschen schlafen auf dem Boden oder auf Pappen und benutzen Decken oder Schlafsäcke, wenn sie welche haben. Einige haben auch Zelte aufgebaut. Es gibt keinen Strom, also auch kein Licht. Die Menschen machen Feuer, um sich warm zu halten. Sie verbrennen alles, was sie finden - auch Müll. Die Gebäude sind also voll mit giftigem Rauch. Es gibt kaum Wasser und keine Toiletten.
Tatjana Ristic arbeitet seit Februar 2016 für die Kinderhilfsorganisation „Save The Children“ in Belgrad. Am dortigen Bahnhof hat sie für Kinder und Familien einen geschützten Raum eingerichtet. Sie trifft dort immer wieder Kinder ohne Eltern, die ganz allein oder in Begleitung eines – meist verwandten - Jugendlichen reisen. Einige wurden von ihrer Familie andere als Gruppe von ihrem Dorf aus losgeschickt.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
Viele von ihnen kommen aus Konfliktgebieten in Afghanistan. Dort ist der Alltag besonders für Kinder sehr unsicher. Besonders für Jungen ist die Situation gefährlich, da sie von Militärgruppen rekrutiert und mit Gewalt aus ihren Familien gezwungen werden.
In den Baracken leben vor allem Männer und Jungen. Ristic zufolge wollen viele dort nicht in die 16 überfüllten serbischen Flüchtlingslager gehen. Sie haben Angst deportiert zu werden. Auch für die Minderjährigen ist Serbien nur ein Zwischenstopp. Ihr Ziel: Westeuropa. Sie wollen dort Asyl beantragen, zur Schule gehen, einen Job finden. Um dann ihren Familien in Afghanistan zu helfen. Was sie auf der Reise erleben, ist gnadenlos.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
Ein Junge erzählte mir: „Während der Flucht sah ich, dass Menschen starben. Sie fielen einfach um und standen nicht mehr auf. Die Schmuggler taten nichts, um ihnen zu helfen. Sie haben sie einfach zum Sterben zurückgelassen. Ich wusste, wenn ich falle wird mir das gleiche passieren. Ich wusste, dass ich stark sein muss und mutig und das Herz eines Löwen haben muss. Ich will nur, dass es meinen Brüdern und Schwestern gut geht und sie ein gutes Leben haben. Daran sieht man: Diese Kinder haben eine Mission.“
Die widrigen Umstände in den Baracken schrecken sie offenbar nicht ab. Das Leben in der Illegalität prägt ihren Alltag.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
In den Lagerhallen gibt es viele Schmuggler, die sich als Flüchtlinge ausgeben. Das sind oft die Lautesten unter ihnen. Wenn die Menschen dort in die Unterkunft gehen wollen, arbeiten die Schmuggler gegen sie. Sie streuen Gerüchte, dass die Leute zurückgesendet werden. Manchmal streuen sie auch das Gerücht, dass die Grenzen wieder geöffnet werden.“
Seit vergangener Woche sind ausländische Medien auf die Situation in Belgrad aufmerksam geworden. Die Berichte bewegten die Regierung dazu, eine neue Unterkunft am Rande der Stadt zu öffnen. Etwa 250 der Obdachlosen waren bereit,(?) dort hinzugehen. Es soll nun auf 500 Betten aufgestockt werden, erzählt Ristic. Die Zurückgebliebenen warten auf Informationen. Sind die Menschen in der neuen Unterkunft sicher? Werden sie abgeschoben? Kann der Weg für sie weitergehen?
Für Ristic und „Save the Children“ ist das Abdriften der Flüchtlinge in die Illegalität das Hauptproblem.
Tatjana Ristic, „Save the Children“
„Man kann diesen Menschen kaum helfen, wenn sie nicht sichtbar sind. Und sie versuchen, nicht sichtbar zu sein, denn sie nutzen illegale Wege und Schmuggler.
Und das ist eine Aufgabe, die nicht nur ein Land bewältigen kann. Wir können dieses Problem nicht in Serbien, Bulgarien oder Griechenland allein lösen. Das müssen wir auf einer globaleren Ebene angehen.“
Eine erste Hilfe für Serbien von Seiten der EU gab es am Wochenende: Nach einem Besuch des EU-Kommissars Christos Stylianides erhält die Regierung weitere 20 Millionen Euro für die Notversorgung der Flüchtlinge. Mit dem Geld sollen die bestehenden Flüchtlingsheime versorgt werden. Ob das auch den Kindern in den Baracken helfen wird? Von ihrem Traum, in Westeuropa in Sicherheit leben zu können, wird sie das jedenfalls nicht abbringen.