"Ich habe einen DNA-Test gemacht und entschlüsselte ein Familiengeheimnis – völlig zufällig": So beginnt die bisher persönlichste Geschichte im Leben des News-Redakteurs Whit Johnson. Dem amerikanischen Sender ABC erzählt der 36-jährige Journalist aus Kalifornien von einer Zufallsentdeckung, die sein Leben – und vor allem das Leben seines Vaters – für immer veränderte.
"Über die Jahre waren wir immer etwas neugierig"
Johnson habe schon seit einigen Jahren die Idee gehabt, einen DNA-Test zu machen. Seine Mutter habe ihn schließlich davon überzeugt, weil sie mehr über die Herkunft ihres Sohnes erfahren wollte. Johnsons Vater wurde 1950 adoptiert, hatte aber, obwohl die Familie nichts über seine biologische Familie wusste, nie mehr zu seinem biologischen Hintergrund herausfinden wollen. "Seine Adoptiveltern waren ihm so wichtig, er wollte sie auf keinen Fall verletzen", sagt Johnson über seinen Vater. Neugierig seien er und seine Mutter aber immer gewesen.
Nach der Scheidung seiner Eltern habe seine Mutter (auf folgendem Bild zu sehen) ihm einen DNA-Test gekauft und ihm am Frühstückstisch erklärt, dass sie "es nun einfach wissen" wolle.
Seine Mutter und seine Frau haben Johnson letztendlich davon überzeugt, den DNA-Test bei der Firma "23andMe" zu machen. Johnson habe sich allerdings nicht viel von diesen neuen Informationen über seine Herkunft versprochen.
"Ich achtete nicht einmal auf den Namen. Allein das Foto haute mich um!"
Was Johnson zu diesem Zeitpunkt nicht klar gewesen ist: Die Firma, die seine genetischen Informationen nun untersuchte, kümmerte sich auch um Familienzusammenführungen durch DNA-Analysen.
"Ungefähr einen Monat später bekam ich eine E-Mail: 'Wir haben Ihre Resultate'", schreibt Johnson auf der ABC-Homepage. Er habe einige interessante Details zu seiner Herkunft mütterlicherseits erfahren, die jedoch zu erwarten gewesen seien: westeuropäisch, britisch/irisch/schottisch. "Aber dann war da noch dieser andere Teil, der gezeigt hat, dass ich baskisch-spanisch bin, und ich hatte einen geringen Prozentsatz Abstammung von amerikanischen Ureinwohnern", erinnert sich Johnson. Er habe sofort gewusst, dass diese Einflüsse von seinem Papa kamen.
Whit Johnson (damals elf Jahre alt) und sein Vater:
Johnson habe sich weiter durch die Webseite geklickt, und dabei ein Tab gefunden: "Deine unmittelbare Familie". Er habe nicht wirklich gewusst, was er da tut – und einfach geklickt. Eine Nachricht sei aufgetaucht, eine Warnung: "Sie wissen vielleicht nicht, was Sie hier erwartet".
Hinter dem Klick habe Johnson wenig überraschend ein Bild und Details zu seiner Mutter gefunden, die ebenfalls Informationen an "23andMe" geschickt hatte. Dann jedoch habe er einen weiteren Verwandten unter dem Titel "Möglicher Cousin ersten Grades" entdeckt. Johnson war in diesem Moment noch nicht klar, dass er gerade einem Familien-Mysterium auf der Spur ist: "Ein Name und ein Bild tauchten auf. Ich achtete nicht einmal auf den Namen. Das Foto haute mich um. Mein Mund stand offen, weil ich das Bild eines Mannes sah, der ganz genau so wie mein Papa aussieht", erzählt Johnson.
In diesem Moment habe er gewusst, dass dieser Mann auf dem Bild der Bruder seines Vaters sein musste. "Das ist eine Bombe. Das ist eine Familien-Erleuchtung. Das wird alles für uns ändern", seien seine ersten Gedanken gewesen.
Familienzusammenführung mit offenem Ende
Dann fügt sich alles sehr schnell: Johnson sei in Kontakt mit dem Mann, vermutlich sein Onkel, getreten, habe seinen Vater angerufen, um ihm alles zu berichten: "Niemand kann glauben, was hier gerade passiert. Am Ende des Tages schrieben sich mein Vater und sein Bruder bereits E-Mails", erinnert sich Johnson. Schließlich kommt es zu einem ersten Treffen in Utah, wo der Bruder des Vaters lebt. "Es ist unglaublich, all die Dinge, die sie gemeinsam haben", erinnert sich Johnson.
Nach einiger Zeit hätten die Brüder weiter recherchiert – und herausgefunden, dass sie noch einen weiteren Bruder haben. "Nun, jetzt haben wir drei Brüder, und die genetischen Profile zeigen, dass sie alle drei unterschiedliche Väter haben, aber die gleiche Mutter", so Johnson. Alle seien zur Adoption freigegeben worden.
"Die Suche geht weiter", schreibt Johnson am Ende seiner Geschichte. Es gibt, auch das wissen sie mittlerweile, eine weitere Schwester, von der niemand wisse, wo sie lebt. Und auch die Väter der Brüder hätten noch nicht kontaktiert werden können. "Es könnte noch ein Vater irgendwo da draußen leben. Es könnte weitere Geschwister geben", so Johnson.
Die Geschichte ist also noch lange nicht abgeschlossen. Und die große Familie, die sich nun kennengelernt hat, war die ganze Zeit über nur einen Klick (und einen DNA-Test) entfernt.