Anzeige
Anzeige

Wintereinbruch Besuch im Flüchtlingslager in Afghanistan: Hier droht einer Million Kindern der Hungertod

Sehen Sie im Video: Besuch im Flüchtlingslager in Afghanistan – einer Millionen Kinder vom Hungertod bedroht.




Ein Camp am Rande von Kabul – hier leben Hunderte Flüchtlinge. Unser Reporter Jonas Breng macht sich im Oktober ein Bild von der Lage vor Ort. Es gibt kaum Lebensmittel oder Schutz vor den jetzt bereits kalten Temperaturen. Auch Toiletten oder sanitäre Einrichtungen fehlen. 
  
Medizinische Versorgung erhalten die Menschen in einer mobilen Klinik. Seit drei Monaten fährt der Arzt Dr. Murat täglich zum Camp. In einem schimmeligen Zelt stellt der 62-Jährige Diagnosen, die Leben retten. Ausgestattet ist er mit Medikamenten zur Grundversorgung – ohne die aus Deutschland stammenden Spenden wäre das nicht möglich. 
  
Die Männer, Frauen und Kinder in dem Lager kommen aus verschiedenen Provinzen des Landes, die meisten stammen aus dem Kundus. Die Angst vor den Taliban sei auch hier weiterhin groß – bisher habe es aber keine Gewalt seitens der neuen Machthaber gegeben, erzählt ein Sprecher des Camps. 
  
Nafas Gol sitzt mit ihren Kindern in ihrem kleinen Zelt, das ihre Familie kaum vor der Kälte schützen kann.  10 Tage ist der Säugling auf ihrem Arm alt. Sie leidet immer noch unter den Schmerzen nach der Geburt. Obwohl sie stillt, hat sie heute nur etwas Tee und Brot zu sich genommen. 
  
Unser Reporter trifft auch die 30-jährige Bibi Eishe. Ihr Sohn Rohula ist 8 Monate alt und schwer krank. Es begann mit einer Erkältung, erzählt die Frau. Die Eltern hatten zunächst kein Geld für eine Behandlung im Krankenhaus. Als sie sich den Besuch leisten konnten, stellten die Ärzte Polio fest. Das liege nun schon mehrere Monate zurück – Rohula wird wahrscheinlich nie mehr laufen können.  
  
Er ist nicht das einzige Kind, das der Armut und den harten Lebensumständen im Camp zum Opfer fällt.  Das Risiko durch die Mangelernährung ist sehr groß: 
  
Dr. Murat: 
„45 Prozent der Kinder, die in diesem Camp gestorben sind, sind wegen der Mangelernährung gestorben.“ 
  
Dr. Murat kann vielen Kranken mit seinen täglichen Besuchen helfen und Linderung verschaffen. Doch auch seine Mittel sind begrenzt. Sein Assistent erzählt: 
  
„Wir haben Medikamente für die Grundversorgung hier: Gegen Erkältung zum Beispiel. Bei schwerwiegenden Krankheiten wie Lungenentzündungen oder ähnliches müssen die Patienten aber ins Krankenhaus.“ 
  
Jetzt im Winter spitzt sich die Lage weiter dramatisch zu. Nach Angaben eines der stern-Kooperationspartner vor Ort, dem Afghanischen Frauenverein, droht eine Million Kindern in Afghanistan der Hungertod. Der Verein organisiert deshalb Winternotpakete für die Binnenflüchtlinge und betroffenen Familien – auch die medizinische Versorgung durch mobile Kliniken wird in den Camps mit Hilfe der Spenden der Stiftung stern aufrechterhalten.  


Insgesamt unterstützt die Stiftung stern den Schutz und die Versorgung von Binnenflüchtlingen in Afghanistan bisher mit rund 60.000 Euro. 

Der Krieg in Afghanistan hat Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Viele sammeln sich in Lagern um die Hauptstadt Kabul. stern-Reporter Jonas Breng hat sich im Oktober ein Bild der Lage vor Ort gemacht – in den Wintermonaten verschlimmert sich die Situation.

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel