Prozess Lungenexperte: Polizisten hätten George Floyds Leben retten können

Festnahme von George Floyd
Die Polizisten Thomas Lane (l.) und J. Alexander Kueng (r.) bei der Festnahme von George Floyd am 25. Mai 2020
© Uncredited / Picture Alliance
Gegen drei Polizisten, die an der Festnahme von George Floyd beteiligt waren, läuft in Minnesota ein Prozess. Ein Lungenspezialist warf den ehemaligen Beamten vor, den Tod des Schwarzen nicht verhindert zu haben.

Der Tod von George Floyd erschütterte 2020 die Welt und löste in den USA massive Proteste aus. Der unbewaffnete Schwarze wurde bei einem brutalen Polizeieinsatz getötet. Videos von Passanten dokumentierten, wie ihn Polizisten zu Boden drückten. Der weiße Beamte Derek Chauvin presste sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals. Floyd flehte währenddessen immer wieder darum, ihn atmen zu lassen. "I can't breathe", wurde zu einem berühmten Slogan der Protestbewegung. Als offizielle Todesursache wurde im Autopsiebericht ein Herz-Kreislauf-Stillstand angegeben.

Chauvin wurde inzwischen zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Vor drei Wochen hat ein weiterer Prozess gegen drei beteiligte Ex-Polizisten begonnen. Vor einem US-Bundesgericht in Saint Paul im Bundesstaat Minnesota sagte nun ein Lungenexperte aus, dass die Beamten den Tod von Floyd hätten verhindern können, wenn sie schnell genug reagiert hätten. Floyds Überlebenschancen hätten sich in dem Fall "verdoppelt oder verdreifacht".

Tod von George Floyd wäre vermeidbar gewesen

Konkret hätten die Polizisten Floyd in eine Position bewegen können, in der er leichter hätte atmen können, oder nach dem Herzstillstand eine Reanimation durchführen können. Beides hätten die Beamten unterlassen, sagte der Mediziner aus. Chauvin hatte Floyd mit seinem Knie die Atemwege abgeschnürt, gleichzeitig hatten zwei Polizisten Floyd die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt, ihn niedergedrückt und so verhindert, dass sich seine Lungen weiten konnten.

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"Die Sauerstoffzufuhr zu Herz und Gehirn ist entscheidend für das Überleben", erklärte David Systrom, Lungenspezialist und Intensivmediziner einer Klinik in Boston sowie Dozent an der Harvard Medical School, den Geschworenen. Der Herz-Kreislauf-Stillstand des 46-jährigen Floyd sei demnach vermeidbar gewesen. Floyd litt an Vorerkrankungen am Herzen, diese hätten aber "definitiv" nicht ohne das Einwirken der Polizisten zum Tod geführt, stellte Systrom klar.

Weiterer Prozess beginnt im Juni

Vor Gericht stehen die Ex-Polizisten Alexander Kueng und Thomas Lane sowie ihr Kollege Tou Thao. Kueng hatte George Floyd auf den Boden niedergedrückt und dabei mit dem Knie Druck auf den Bauch des Opfers ausgeübt. Es sei "schwer zu sagen", ob Floyd ohne diese Gewalteinwirkung gestorben wäre, sagte Mediziner Systrom vor Gericht aus. Lane hielt Floyds Beine fest und verhinderte damit, dass sich Floyd in eine Position bewegen konnte, in der ihm das Atmen leichter gefallen wäre. Tou Thao hatte Passanten vom Geschehen ferngehalten.

Den drei ehemaligen Polizisten wird vorgeworfen, Bürgerrechte von George Floyd verletzt zu haben, die in der Verfassung des Bundesstaates Minnesota festgelegt sind. Im Juni beginnt für Kueng, Lane und Thao außerdem ein Prozess wegen Beihilfe zum Mord zweiten Grades auf Landesebene.

epp

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