Polizeigewalt in den USA Anklage gegen Beamte erhoben: Musste Irvo Otieno sterben, weil ihn sieben US-Polizisten elf Minuten lang zu Boden gedrückt haben?

Tod Irvo Otieno Protest Angehörige
Die Angehörigen des getöteten Irvo Otieno erheben schwere Vorwürfe gegen die Polizei
© Daniel Sangjib Min/Richmond Times-Dispatch / DPA
Erneut stirbt in den USA ein Schwarzer offenbar durch Polizeigewalt. Sieben Polizisten sollen den 28-jährigen Irvo Otieno gefesselt elf Minuten zu Boden gedrückt haben. Sein Tod erinnert fatal an den Fall George Floyd.

In den USA gibt es offenbar wieder einen neuen Fall von brutaler Polizeigewalt: Sieben Beamte wurden im Bundesstaat Virginia angeklagt, für den Tod eines afroamerikanischen Gefängnisinsassen in einer Psychiatrie-Klinik verantwortlich zu sein. Zudem seien drei Mitarbeiter des Krankenhauses angeklagt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der 28-jährige Irvo Otieno war am 6. März in einer staatlichen Psychiatrie-Einrichtung während des Aufnahmeprozesses gestorben, nachdem er aus einem Gefängnis dorthin verlegt worden war, wie die Staatsanwältin Ann Cabell Baskervill mitteilte. Otieno habe Hand- und Fußfesseln getragen und sei von den sieben Polizisten elf Minuten am Boden gehalten worden. "Er starb an Erstickung, weil er erdrückt wurde."

Die Staatsanwaltschaft besitzt nach eigenen Angaben ein Video von dem Vorfall. Staatsanwältin Baskerville sagte laut CNN, das Überwachungsvideo sei "extrem klar" und "extrem alarmierend". Das Band ist derzeit nicht für die Öffentlichkeit freigegeben. Es wurde aber inzwischen Otienos Familie gezeigt. Die Angehörigen erhoben nach der Ansicht des Videos schwere Vorwürfe gegen die Polizei. "Mein Sohn wurde wie ein Hund behandelt, schlimmer als ein Hund", zitierten US-Medien am Donnerstag (Ortszeit) die Mutter des Opfers, Caroline Ouko. "Mein Sohn wurde gefoltert."

Video soll Polizeigewalt dokumentieren

Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der bereits die Familie des bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaners George Floyd rechtlich unterstützt hatte, sagte laut CNN, das Video zeige, wie unmenschlich Strafverfolgungsbeamte Menschen, die eine psychische Krise hätten, behandelten: Als Kriminelle anstatt als Menschen, die Hilfe brauchten. Otieno habe keine Bedrohung dargestellt. "Er ist ihnen gegenüber nicht gewalttätig oder aggressiv." Man könne sehen, wie er bewusstlos zu sein scheine, aber dennoch "brutal mit einem Knie an seinem Hals", fixiert werde.

Crump verglich die Szenen im Video mit dem Tod von George Floyd, der im Mai 2020 von Polizeibeamten in Minneapolis mit Handschellen gefesselt, auf den Boden gedrückt und festgehalten wurde. Zwei Anwälte von Otienos Familie forderten laut "Washington Post" das Justizministerium auf, den Vorfall zu untersuchen.

Otienos Mutter Ouko sagte, ihr Sohn, der Hip-Hop-Musiker habe werden wollen, sei psychisch krank gewesen. Er habe auch psychische Probleme gehabt, als er am 3. März in Gewahrsam genommen worden sei - wegen eines mutmaßlichen Einbruchs. Drei Tag später sei er in die Klinik eingeliefert worden. Dort sei er Polizeiangaben zufolge "kämpferisch" geworden und sei zurückgehalten worden.

In den USA kommt es regelmäßig zu tödlichen Polizeieinsätzen ähnlicher Art. Stellvertretend steht dafür der Fall von George Floyd: Im Mai 2020 war der Afroamerikaner bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus. Seitdem gibt es immer wieder Bestürzung über ähnliche Fälle.

DPA · AFP
kng

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