Elf Minuten lang – so lange drückten mehrere Polizeibeamte und Krankenhausmitarbeiter den mit Hand-und Fußfesseln fixierten Irvo Otieno zu Boden – knieten teilweise auf ihm. Am Ende war der 28-jährige Afroamerikaner tot. Laut Gerichtsmediziner starb der psychisch kranke Mann an "lageabhängiger und mechanischer Erstickung mit Fesseln". Sieben Polizeibeamte und drei Krankenhausmitarbeiter sind wegen Totschlags angeklagt.
"Die offizielle Todesursache und -weise ist für uns nicht überraschend, da sie das bestätigt, was die Welt auf dem Video gesehen hat", teilten die Anwälte der Familie, Ben Crump und Mark Krudys, am Montag in einer Erklärung mit. "In einer erschreckenden Parallele zu George Floyds Ermordung wurde Irvo bis zu seinem Tod festgehalten und übermäßig gefesselt, obwohl ihm medizinische Hilfe und Mitgefühl hätten zuteil werden müssen. Es ist tragisch, dass ein weiteres Leben durch diese bösartige und tödliche Fesselungstechnik verloren gegangen ist". Der Afroamerikaner George Floyd war im Mai 2020 bei einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis ums Leben gekommen, nachdem ein weißer Polizist neun Minuten lang auf seinem Hals kniete. Der Fall führte damals zu landesweiten Protesten gegen Polizeigewalt und Rassismus.
USA: Polizisten drückten Irvo Otieno so lange zu Boden, bis er starb
Irvo Otieno war am 6. März in das Central State Hospital im US-Bundesstaat Virginia eingeliefert worden. Von US-Medien veröffentlichte Videoaufnahmen einer Überwachungskameras zeigen zunächst, wie mehrere Polizisten den Mann aus seiner Zelle zerren und ihn gefesselt an Füßen und Händen in einen Raum schieben. Dann drücken sie den korpulenten Mann zu Boden und fixieren ihn, indem sie sich teilweise auf ihn knien. Ganze elf Minuten lang – bis Otieno aufhört, sich zu bewegen. Auf den Aufnahmen ist zu sehen, wie weitere wertvolle Minuten vergehen und keiner der Umherstehenden – zeitweise sind mehr als 20 Leute im Zimmer – versucht, den offenbar leblosen Mann wiederzubeleben. Auch der Notruf soll erst getätigt worden sein, nachdem der 28-Jährige bereits verstorben war.

Einige der Anwälte der angeklagten Polizisten und Krankenhausmitarbeiter, erklärten, ihre Mandanten hätten nur versucht, Otieno zurückzuhalten. Allen Angeklagten wurden Kautionen gewährt. Laut Gerichtsakten sind Anhörungen vor der Verhandlung im April oder Mai vorgesehen.

Sehen Sie im Video: Bei einem Gedenkgottesdienst in Memphis, für den Schwarzen Tyre Nichols und andere schwarze Opfer von Polizeigewalt, forderten die Anwesenden eine Reform der Polizeiarbeit im Land - darunter auch Vizepräsidentin Kamala Harris.
Quellen: Associated Press, bencrump.com, ABC News, DPA