Haiti Zahllose Tote nach Schuleinsturz

Beim Einsturz einer Schule sind am Freitag auf Haiti mindestens 80 Menschen getötet worden, darunter zahlreiche Kinder. Mindestens 120 Menschen wurden verletzt. Das dreistöckige Gebäude brach während des Unterrichts zusammen.

Mindestens 80 Kinder und Lehrer tot, mehr als 100 zum Teil schwer verletzt - das ist die erste Bilanz nach dem Einsturz einer Schule in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince am Freitag (Ortszeit). Bei dem Unglück in dem Stadtteil Petion-Ville oberhalb des Stadtzentrums seien zudem mindestens 100 Schulkinder und Lehrer verletzt worden, berichteten Augenzeugen unter Berufung auf Rettungskräfte und örtliche Medien. Die genaue Zahl der Toten sei nicht zu ermitteln, sagte die Bürgermeisterin des Stadtteils, Claire Lydie Parent. Viele der 700 Kinder, Jugendlichen und Lehrer, die sich zum Unglückszeitpunkt auf dem Gelände der Schule befunden haben sollen, seien vermutlich noch unter den Trümmern verschüttet.

Schlechte Bausubstanz?

Das an einem Hang in dem Stadtteil Petion-Ville errichtete dreistöckige Gebäude des "Promesse Collège Evangélique" war am Freitagmorgen aus noch unbekannten Gründen in sich zusammengebrochen. In der Schule wurden Kinder vom Kindergartenalter bis zum Abitur betreut und unterrichtet.

Über die Ursache des Einsturzes gab es zunächst nur Spekulationen. In der Regenzeit soll unter dem Haus, das angeblich ohne Genehmigung an dem Hang errichtet worden war, der Boden weggespült worden sein. Dadurch sei das Schulgebäude zusammengebrochen, hieß es. Präsident Rene Preval machte die schlechte Bausubstanz für das Unglück verantwortlich. Oberste Priorität sei jedoch zunächst, Überlebende zu finden, sagte er.

Unglücksort schwer zu erreichen

Rettungskräfte konnten lange nicht mit schwerem Gerät zu dem Unglücksort vordringen, da dieser nur über eine sehr enge, rund zwei Kilometer lange Straße zu erreichen ist. Da auch viele Schaulustige und verzweifelte Eltern zur Schule strömten, spielten sich teilweise chaotische Szenen ab. Die Rettungskräfte setzten ihre Arbeiten auch nach Einbruch der Dunkelheit fort und wurden dabei von UN-Blauhelmen unterstützt, die seit 2004 auf Haiti stationiert sind. Dem verarmten Inselstaat fehlt es allerdings an einer modernen Ausrüstung, um einen solchen Notfall zu bewältigen.

Eltern suchten verzweifelt und mit bloßen Händen in den Trümmern nach ihren Kindern. Die Straßen in der Umgebung waren binnen kurzem von Angehörigen gefüllt, so dass Einsatzkräfte per Hubschrauber an den Unglücksort gebracht werden mussten.

"Mein 15-jähriger Sohn ist tot. Er war mein einziger Sohn", schluchzte die 40-jährige Josiane Dandin. "Ich weiß nicht, was jetzt werden soll." Eine andere Frau war auf der Suche nach ihrer zwölfjährigen Tochter. "Ich weiß nicht, ob sie tot ist oder überlebt hat", sagte sie.

DPA · Reuters
DPA/Reuters

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