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Neue Regel Militär-Spezialeinheit in Finnland schließt Vegetarier und Veganer aus

Ein Truppenmitglied der Spezialeinheit in Finnland
Ein Truppenmitglied der Spezialeinheit in Finnland
© Finnish Border Guard
Eine Spezialeinheit des Militärs von Finnland nimmt zukünftig keine Vegetarier, Veganer oder Menschen mit schweren Lebensmittelallergien an. Die neue Regel wird mit möglichen schweren Bedingungen bei Einsätzen begründet.

Wer Vegetarier, Veganer oder schwer laktoseintolerant ist, darf zukünftig nicht an der Ausbildung der finnischen Militär-Spezialeinheit der Grenzjäger teilnehmen. Nur mit Ausnahme von leichten Lebensmittelallergien seien spezielle Diäten und Ernährungsweisen für Auszubildende der Einheit tabu. Das berichtet der finnische Rundfunk Yle.

Begründet werden diese Beschränkungen mit den schwierigen Bedingungen, denen die Soldaten in Notsituationen ausgesetzt sein können, erklärte Ville Juvonen, Ausbilder der "Jäger", dem Sender. Kriegseinsätze seien sehr anstrengend und die Nahrungsmittelversorgung in diesen Situationen schwierig.

"Mit dieser Entscheidung soll sichergestellt werden, dass jeder auch unter außergewöhnlichen Umständen eine angemessene Menge an nahrhaften Lebensmitteln erhält."

Spezialeinheit lernt, wie man in Wildnis Nahrung findet

Wenn spezielle Ernährungswünsche oder Diäten etwa in Kriegszeiten eingeschränkt werden müssten, werde es komplizierter, so Juvonen. "Bei anspruchsvollen Aufgaben kann der Energieverbrauch eines Menschen mehr als 6000 Kalorien betragen", erklärte er weiter. Dies könne man nicht einfach mit Brot decken. "Um genügend Kalorien zu erhalten, braucht man hochwertige Ernährung."

In Ausnahme- oder Krisensituationen führen die sogenannten Grenzjäger ihre eigene Feldverpflegung mit sich. Sie besteht aus gefriergetrockneten Lebensmitteln, die mit heißem Wasser zubereitet werden. Die Truppen werden aber auch geschult, wie sie im Feld nach Nahrung suchen können, falls dies erforderlich ist. Sie lernen zum Beispiel, wie man fischt und Rentierfleisch zubereitet. Obwohl es in den finnischen Wäldern essbare Pflanzen gäbe, seien diese nicht in ausreichender Menge vorhanden, so Juvonen.

Er gibt ebenfalls zu bedenken, dass es bei allergischen Reaktionen unter normalen Umständen zwar möglich sei, schnell Hilfe zu bekommen – unter außergewöhnlichen Faktoren aber nicht immer.

Auch wenn der Name es vermuten lässt: Die Grenzjäger sind nicht beim Grenzschutz angestellt. Sie sind Wehrpflichtige, die ihren Militärdienst ableisten. Der Grenzschutz führt die Ausbildung allerdings durch, die von den finnischen Verteidigungskräfte koordinieren wird.

Kritik an Regelung für den Grenzschutz

Juvonen sieht keine Notwendigkeit für eine Regeländerung, die von den Streitkräften angeordnet wurde. "Die derzeitigen Regeln funktionieren, und wir sind gut damit zurechtgekommen. Im militärischen Denken sind das Mögliche und das Vernünftige zwei völlig verschiedene Dinge. Unsere Operationen beruhen auf außergewöhnlichen Umständen und Operationen sind viel einfacher, wenn die Dinge einfach sind."

Zudem erlaubten die Regeln einen gewissen Interpretationsspielraum, so der Ausbilder weiter. Nussallergien seien etwa nicht vollständig ausgeschlossen. "Wie bestimmen wir den Schweregrad der Allergie, richten wir uns bei der Beurteilung nach den Angaben der Person? Menschen können auch unter schwerer Belastung empfindlicher sein. Eine Person weiß vielleicht nicht unbedingt, welche Art von Allergie sie hat", so Juvonen.

Sorge vor Russland-Angriff: Finnland sperrt wichtige Autobahn für Kampfjet-Übungen

"Man muss beurteilen, ob diese Richtlinien vernünftig sind"

Kritik kam auch von der Ombudsstelle für Nichtdiskriminierung. "Anscheinend werden Menschen aufgrund ihrer gesundheitlichen Situation und möglicherweise ihrer Überzeugungen benachteiligt", sagte der leitende Berater der Stelle, Robin Harms zu Yle. "Man muss sehr gute Gründe [für solche Einschränkungen] haben, die im Hinblick auf die Grund- und Menschenrechte akzeptabel sein müssen", sagte er.

Allerdings schienen die Regeln, die sich auf Sicherheit und außergewöhnliche Umstände stützten, gut begründet zu sein, so Harms. "Letztlich muss man beurteilen, ob diese Richtlinien vernünftig sind. Sind sie in der heutigen Zeit wirklich absolut notwendig, oder kann das gleiche Ziel auch auf eine Weise erreicht werden, die die Rechte nicht in gleichem Maße einschränkt?"

Finnland will Grenze zu Russland besser schützen

Der finnische Grenzschutz nimmt Verteidigungsaufgaben in Zusammenarbeit mit den finnischen Verteidigungskräften wahr. Die Spezialeinheit der finnischen Grenzjäger hat die Aufgabe, in Krisenzeiten Aufklärungs-, Kampf- und Unterstützungsaufgaben zu erfüllen. Ihre Mitglieder werden unter anderem im Nahkampf, Wildnis- und Überlebenstraining sowie der Grenzsicherung ausgebildet.

Finnland hat eine mehr als 1300 Kilometer lange Grenze zu Russland. Nachdem Finnland wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine einen Beitrittsantrag zur Nato stellte, wuchsen die Spannungen an der Grenze. Russland kündigte an, das Militär in der Region zu stärken.

Das finnische Parlament beschloss im Oktober 2022 ein Pilotprojekt, bei dem ein Teil der Grenze mit einem Zaun gesichert werden soll. Dies solle helfen, hybride Bedrohungen abzuwehren, sagte Ministerpräsidentin Sanna Marin. Im Februar wurde mit dem Bau des 200 Kilometer langen Zauns begonnen. Der Abschluss des Projekts ist bis 2026 geplant.

Quellen: Yle, Svenska Yle, Grenzschutz Finnland, "Politico", suomi.fi

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