Angesichts der Proteste in den überschwemmten Vororten der thailändischen Hauptstadt Bangkok haben die Behörden am Dienstag versucht, den Zorn der Anwohner zu besänftigen. Bangkoks Gouverneur Sukhumbhand Paribatra erklärte, er könne um der Mehrheit Willen nicht den Forderungen einer Minderheit nachkommen. Ein Behördensprecher ergänzte, es sei "unmöglich", allen Opfern zu helfen. Die Stadt verfüge lediglich über eine begrenzte Zahl an Militärfahrzeugen und Booten. Es könne "nicht in allen Gassen drei Mal täglich Wasser und Nahrung verteilt" werden. Die Einwohner sollten stattdessen wissen, wo es Lebensmittel gebe und sie dort abholen. Schließlich hätten sich einige geweigert, in die Notunterkünfte zu ziehen.
Mehrere Bezirke im Norden Bangkoks stehen seit Tagen unter Wasser. Den Behörden zufolge hat der Schutz des Stadtzentrums Priorität. Hunderte Einwohner von Bangkok hatten deshalb am Montag dagegen protestiert, dass ihre Häuser für das Stadtzentrum geopfert würden. Sie forderten, die Schleusentore weiter zu öffnen, um das Wasser schneller abzulassen. Einige von ihnen griffen zur Selbsthilfe und begannen, Ablaufrinnen rund um die Schleuse auszuheben. Zum Schutz der Schleusentore wurden Militärpolizisten entsandt.
Thailand erlebt seit etwa drei Monaten die heftigsten Regenfälle und Überschwemmungen seit Jahrzehnten; besonders betroffen sind der Norden und das Zentrum des Landes. Über 380 Menschen kamen bislang ums Leben, etwa neun Millionen Menschen verloren ihre Bleibe. Tausende Fabriken mussten geschlossen werden.