Mississippi-Hochwasser Dämme bei Memphis halten stand - noch

Die Flutwelle hat Memphis erreicht, doch bisher halten die Deiche dem Druck des Wassers stand. Dennoch müssen die Menschen im Süden der USA weiter bangen: Der hohe Wasserstand soll sich bis zu anderthalb Tagen halten.

Der Scheitel der Mississippi-Flutwelle hat am Dienstag Memphis im südlichen US-Bundesstaat Tennessee passiert - und die Dämme haben gehalten. Gegen zwei Uhr morgens (Ortszeit) sei die knapp 14,6 Meter hohe Welle in der Stadt angekommen, berichtete ein Sprecher des Nationalen Wetterdienstes. Die rund 920.000 Einwohner der historischen Musikstadt bibbern allerdings weiter: Der Wasserpegel soll sich bis zu 36 Stunden halten.

Die Dämme müssen also weiter einem gewaltigen Druck standhalten. "Wir haben keinen Grund, unseren Dämmen zu misstrauen", sagte ein Sprecher des Armeekorps der Ingenieure. Flussabwärts rüsteten sich zahlreiche Farmer für die Flutwelle. Mit selbsterrichteten Dämmen versuchten sie, ihre Felder zu schützen.

Das Hochwasser eines der längsten Ströme der Welt, das in den kommenden Tagen zum größten des zurückliegenden Jahrhunderts anwachsen könnte, floss weiter auf das Mississippi-Delta zu.

Mississippi schwoll um das Sechsfache an

Der Fluss schwoll nahe Memphis am Montag um das Sechsfache seines Normalpegels an und überschwemmte Farmen und Wohnhäuser. Spezialisten der Armee patrouillierten am Dienstag entlang der strapazierten Deiche, während tausende Menschen ihre Häuser verließen. Der Mississippi war teilweise für die Schifffahrt gesperrt. Nahe New Orleans im Mississippi-Delta wurden Schleusen geöffnet, um der Flutwelle Raum zu geben und eine Überschwemmung der unterhalb des Meeresspiegels liegenden Stadt zu verhindern.

Der Fluss erreichte in Memphis, das als Metropole von Blues und Rock'n'Roll sowie als frühere Heimatstadt von Elvis Presley weltbekannt ist, eine Breite von 4,8 Kilometern - normalerweise ist er dort lediglich 800 Meter breit. Häuser und Wohnwagen wurden überflutet.

In den meisten Teilen von Memphis konnten schwere Überschwemmungen zwar durch Deiche oder natürliche Anhöhen an den Ufern abgewehrt werden. Dagegen kämpften aber die Bewohner des Stadtteils Mud Island, einer der Stadt vorgelagerten Insel, gegen die Fluten an. Einige Häuser waren bereits überschwemmt, und am Montag brach eine Mauer aus Sandsäcken.

Größtes Hochwasser seit 1937

Nach Angaben des US-Wetterdienstes handelt es sich um das größte Hochwasser im Mississippi-Tal seit 1937, teilweise sind die historischen Wasserstände sogar bereits übertroffen. Vor allem im tiefliegenden Delta des Flusses drohe zahlreichen Häusern in den kommenden Tagen und Wochen die Überschwemmung, sagte der Meteorologe Tom Bradshaw. Im Gegensatz zu 1937 gebe es aber heute zahlreiche Deiche, die das Wasser aufhielten. Daher gebe es keine Massenfluchten, und es würden auch nicht ganze Städte weggeschwemmt, wie es damals der Fall war.

Ursache des Hochwassers sind heftige Regenfälle im vergangenen Monat, die die ohnehin durch die Schneeschmelze bereits angeschwollenen Flüsse zum Überlaufen bringen. Den Überschwemmungen vorausgegangen waren schwere Stürme in der Region sowie eine Serie von Tornados, durch die in mehreren Südstaaten insgesamt 350 Menschen ums Leben kamen.

DPA
mlr/DPA/AFP

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