Notlandung der A380-Maschine Piloten fordern Prüfung der Zulassungsregeln für das Triebwerk

Die Pilotenvereinigung Cockpit hat nach der Notlandung einer A380-Maschine der Fluglinie Qantas eine Überprüfung der Zulassungsregeln für die Triebwerke des Superfliegers gefordert.

Die Pilotenvereinigung Cockpit hat nach der Notlandung einer A380-Maschine der Fluglinie Qantas eine Überprüfung der Zulassungsregeln für die Triebwerke des Superfliegers gefordert. Bei dem geborstenen Motor handele es sich "um ein ganz neues Triebwerk, das nach neuen Zulassungsregeln getestet wurde", wird Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg im Nachrichtenmagazin "Focus" zitiert. "Nun muss man genau analysieren, ob diese Kriterien wirklich ausreichend sind."

Ein Airbus A380 der australischen Fluggesellschaft war am Donnerstag in Singapur notgelandet, nachdem eines des vier Triebwerke in Brand geraten und ausgefallen war. Die 433 Passagiere an Bord blieben unverletzt. Möglicherweise war ein Materialfehler Ursache für den Zwischenfall.

Handwerg zog eine Parallele zu dem Concorde-Unglück vor zehn Jahren bei Paris. "Wirklich kritisch ist, dass ein herumfliegendes Teil die Tragfläche durchbohrt", sagte er. "Das hätte einfach nicht passieren dürfen. Wie gefährlich so eine Situation sein kann, zeigt der Concorde-Absturz", erklärte er "Focus" zufolge. Der Flugkapitän, der seit 18 Jahren für Lufthansa fliegt, sieht Triebwerkhersteller Rolls Royce in der "Verantwortung für einen möglichen Material- und Designfehler".

Das bei dem notgelandeten A380 eingesetzte Triebwerk mit der Bezeichnung Trent 900 ist ein neuer, sehr komplexer und ungeheuer leistungsfähiger Motor. Bei dem Qantas-Zwischenfall handelt es sich nach Einschätzung von Experten um einen sogenannten unkontrollierten Triebwerkschaden. Dabei werden Teile des Triebwerks nach einem Versagen nicht durch das Gehäuse aufgehalten. Bei dem Qantas-Superjumbo beschädigten die Trümmerteile einen Flügel der Maschine.

Solche Zwischenfälle sind heutzutage dank Verbesserungen bei der Planung und dem Material sehr selten. Üblicherweise werden sie laut Luftfahrtexperten verursacht, wenn Gegenstände wie Brocken von einer Landebahn oder ein Vogel in die Düse geraten oder bei der Wartung vergessen wurde, abgenutzte Teile zu ersetzen. "Die mögliche Gefahr eines unkontrollierten Triebwerkschadens liegt darin, dass Splitter aus den Turbinen oder Kompressoren aus dem Gehäuse austreten und Teile der Tragfläche oder des Rumpfs durchbohren", sagte der Fachautor Patrick Smith, der selbst Pilot ist. "Im schlimmsten Fall könnten Teile heißen Metalls in die Treibstofftanks geraten oder in die Kabine, wo sie dann ein Leck oder ein Feuer oder einen Druckabfall bewirken."

Der zweite Zwischenfall mit einem Rolls-Royce-Triebwerk binnen zwei Tagen, der eine Boeing 747-400 der Qantas am Freitagabend zur Notlandung zwang, sei nicht mit dem des A380 zu verwechseln, erklärt der amerikanische Luftfahrtexperte William Voss. Bei dem Triebwerkschaden der Boeing handele es sich eher um einen Routinezwischenfall, während der Defekt am A380 "schon außergewöhnlicher" war, sagte Voss.

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