Ein kräftiges Erdbeben der Stärke 7,8 hat am Mittwoch den Norden Chiles erschüttert. Die mehreren hunderttausend Bewohner der von Wüsten geprägten Region kamen jedoch mit dem Schrecken davon. Die Behörden berichteten von etwa 50 Leichtverletzten und dem Einsturz einiger aus Lehmziegeln gebauter Häuser. Zudem sei zeitweise die Stromversorgung und das Telefonnetz beeinträchtigt gewesen. Das Epizentrum lag in dem kleinen Ort Quillagua etwa 1650 Kilometer nördlich von der Hauptstadt Santiago und 170 Kilometer nordöstlich von der Hafenstadt Antofagasta. Das Beben entstand in 60 Kilometern Tiefe. Die Gefahr eines Tsunami habe von Anfang an nicht bestanden, betonten Behördensprecher.
Die Folgen des 40 Sekunden langen Bebens waren so relativ gering, weil die Bauvorschriften in Chile erdbebenfeste Gebäude vorschreiben, und diese Vorschriften weitgehend beachtet werden. Zudem seien die Menschen im Norden Chiles wegen sehr häufiger Beben erfahren im Umgang mit Erdstößen, sagte die Direktorin der Zivilschutzbehörde Onemi, Carmen Fernàndez. Sie lobte auch die Stadtverwaltung von Antofagasta für deren "gute Reaktion". Die Stadt mit etwa 300.000 Einwohnern liegt am Rande der Atacama-Wüste, dem trockensten Ort der Welt.
Geholfen habe auch, dass die Erde gegen Mittag bebte, als sich nur wenige Menschen zu Hause aufhielten. Besonders einsturzgefährdet sind Häuser, die aus Lehmziegeln errichtet sind. Dabei handelt es sich entweder um historische Gebäude oder um Häuser besonders armer Menschen. So seien in kleineren Orten mehrere solcher einfachen Bauten beschädigt worden, hieß es. In Chuquicamata, der größten offenen Kupfermine der Welt, habe es Erdrutsche gegeben.
Das chilenische Fernsehen zeigte Bilder einiger völlig verängstigter Menschen, die orientierungslos durch die Straßen liefen. Vor einem Hotel in Antofagasta war ein Vordach auf mehrere Autos gestürzt, die völlig zerstört wurden. Professor Jochen Zschau vom Geo-Forschungszentrum in Potsdam betonte unterdessen, das Beben habe die tektonische Spannung in der Gegend nicht sehr entlastet. In der Region werde es auch in Zukunft immer wieder zu Erdstößen kommen.