Türkei Tote und Verletzte nach Zugunglück

Knapp drei Wochen nach der Entgleisung eines Schnellzugs auf der Strecke Istanbul-Ankara ist es im Westen der Türkei erneut zu einem schweren Bahnunglück gekommen.

Die Zahl der Opfer des schweren Zugunglücks in der Türkei ist auf 8 Tote und 88 Verletzte gestiegen. Das gab der Krisenstab am Donnerstagmorgen bekannt. Zwei Personenzüge mit insgesamt weit mehr als 200 Fahrgästen waren am Mittwochnachmittag bei der Kleinstadt Gebze östlich von Istanbul frontal zusammengestoßen. Dabei waren mehrere Menschen eingeklemmt worden. Die Bergungsarbeiten an den völlig ineinander verkeilten Zügen gingen die ganze Nacht über weiter.

Haltesignal überfahren

Nach Angaben des türkischen Verkehrsministers Binali Yildirim hatte einer der beiden Zugführer ein Haltesignal überfahren. Einer der Züge mit 153 Fahrgästen kam aus Ankara und sollte nach Istanbul fahren. Der andere war aus Istanbul abgefahren und war unterwegs in die nordwesttürkische Stadt Adapazari. Wie viele Passagiere darin saßen, konnte nicht geklärt werden.

"Es gab einen Riesenknall, dann waren wir von einer Staubwolke eingehüllt", beschreibt ein anderer Passagier das Erlebte. Er saß im dritten Wagen des Adapazari-Express und kam mit einem Stoß gegen die Schulter davon. Er habe gesehen, wie sich Passagiere aus dem Zug fallen ließen und das Ufer hinabrollten. Einigen seien Arme oder Beine abgerissen.

Das zweite schwere Zugunglück innerhalb kurzer Zeit

Es war das zweite schwere Zugunglück in der Türkei innerhalb von nur drei Wochen. Am 22. Juli war ein Schnellzug auf der Strecke Istanbul-Ankara entgleist. Dabei waren 38 Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Das Unglück hatte eine heftige Diskussion über die Schienensicherheit in der Türkei ausgelöst. Der nach dem Unfall unter Druck geratene Verkehrsminister Yildirim sagte auch nach dem neuen Unglück, er denke nicht daran zurückzutreten.

Die staatliche türkische Eisenbahn TCDD betreibt ein unterentwickeltes Streckennetz von nur rund 11.000 Kilometern Gesamtlänge. Im nicht einmal halb so großen Deutschland gibt es hingegen mehr als 36.000 Kilometer Schienenwege. Fast 80 Prozent der türkischen Gleise, sprich 8.671 Kilometer, entfallen auf wenige Hauptstrecken. Ein Teil der Gleise bleibt Gütertransporten vorbehalten. Die meisten Lokomotiven werden mit Diesel betrieben.

Türkei investiert wenig in die Bahn

Der türkische Staat hat in den vergangenen Jahrzehnten wenig in die Bahn investiert. Das Netz ist veraltet. Nur 2.122 Kilometer sind elektrifiziert. Die Bahnleitsysteme verfügen lediglich über einfache Technik. So werden bisher nur 2.505 Kilometer mit Signalanlagen reguliert.

Die meisten Züge kommen nur langsam voran, daneben verkehren einige wenige Schnellzüge. Weder Schwarzes Meer noch Mittelmeer sind mit dem Zug problemlos zu erreichen. Ins Ausland führen direkte Verbindungen nach Bulgarien und Georgien.

Ingo Bierschwale, dpa

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