Anmerkung: Nach Angaben der Behörden von Freitag handelt es sich nicht um ein Gewehr von Mauser, sondern um ein Schweizer Militärgewehr vom Typ Karabiner 31, das Standardgewehr der Schweizer Armee von 1933 bis 1958.
In der Münchner Innenstadt hat die Polizei einen Mann getötet, der mit einem Gewehr unterwegs war. Die Polizei hat bislang wenig Einzelheiten verraten, doch es gibt Videos und Tonaufnahmen von dem Ereignis. Und die sind erstaunlich. Der 18-Jährige war mit einer Langwaffe unterwegs, die Polizei spricht von einem Repetiergewehr. An der Spitze des Gewehrs war ein Bajonett angebracht.
Die Aufnahmen sind unscharf, aber den Anschein nach handelt es sich um ein deutsches Militärgewehr vom Typ Mauser 98 – möglich ist auch 98 K – eine spätere, gekürzte Variante.

Deutsches Standardgewehr
Die Mauser 98 wurde schon im Jahr 1898 eingeführt, vor dem Ersten Weltkrieg, zur Zeit von Kaiser Wilhelm II. also. Eine legendäre, damals bahnbrechende Waffe. Stolz schreibt Mauser, sie sei der Urahn aller Repetiergewehre, oft kopiert und nie erreicht. Die Mauser auch, als Gewehr 98 bekannt, ist die Krönung und auch das Ende einer Entwicklung. Es handelt sich um einen Mehrlader ohne automatische Schussfolge. Im Gewehr befindet sich ein Magazin mit fünf Patronen, die mittels des auffälligen Hebels einzeln in den Lauf geschoben werden.
Im Zweiten Weltkrieg ist die kürzere Variante 98K die Standardwaffe der deutschen Infanterie. Die Robustheit des Verschlusses und die mögliche Genauigkeit sprachen für sie. Nachteilig waren die nur fünf Patronen im Magazin und das schwere Kaliber der Patronen. Zumal das Gewehr im Zweiten Weltkrieg auf neuartige automatische Waffen traf – leichte, beweglichere Maschinengewehre und Maschinenpistolen. Beim Militär wurden derartige Repetiergewehre durch die sogenannten Sturmgewehre abgelöst. Am bekanntesten sind die Modelle, die auf der amerikanischen AR-15 und der sowjetischen AK beruhen. Ihnen ging allerdings das deutsche Sturmgewehr 44 voran.
Vermutlich kein versierter Schütze
Auf den Aufnahmen ist zu erkennen, dass der junge Mann vermutlich kein versierter Schütze war. Er stellte sich beim Laden des Gewehres ungeschickt an und war nicht auf den starken Rückstoß vorbereitet. Das Aufpflanzen des Bajonetts erscheint auch unprofessionell. Bei einem Bajonett handelt es sich um langes Infanteriemesser, das mit einer Halterung am Lauf des Gewehres angebracht wird. So verwandelt sich das Gewehr in eine Art "Kurzlanze" im Nahkampf.
Beim Schuss ist das zusätzliche Gewicht hinderlich. Die Polizeibeamten handelten vorbildlich. Ihr Einsatz zeigt noch einmal die Gründe auf, warum das Repetiergewehr im Kampf ausgedient hat. Sie nutzen die Schussfolge ihrer Maschinenpistolen aus und bringen dadurch viel mehr Feuer auf den Bewaffneten, als er es kann.

Große Mengen illegaler Museumswaffen
Auch wenn man von einer Museumswaffe sprechen kann, ist so ein Gewehr nach wie vor gefährlich. Ein besserer Schütze, der sich womöglich in einiger Entfernung versteckt in Position gebracht hätte, hätte sehr wohl tödliche Schüsse damit abgeben können. Das größte Problem dieser Waffen ist, dass sehr viele davon illegal existieren. Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurden sie von den deutschen Truppen häufig einfach weggeworfen und zum Teil wieder eingesammelt. Niemand kennt die Zahl an solchen Gewehren, die verschlossen in einem Schrank oder einer Truhe in Kellern und Scheunen liegen.
In Deutschland soll es über 20 Millionen illegaler Waffen geben, so eine Schätzung der Fachzeitschrift "Kriminalistik" von 2006, die allerdings nur in etwa die Dimension andeutet. Diese Menge speist sich aus alten Kriegswaffen, Erbstücken und den Beständen, die vor der Verschärfung des Waffenrechts in den frühen 1970ern in Umlauf gekommen sind, und von denen aber nur kleine Teile wieder abgegeben wurden.
Manchmal werden sie nach Todesfällen entdeckt, wenn die Enkel überrascht Opas Waffenhort entdecken. Dann müssen die Waffen gemeldet werden und werden dann eingezogen. Häufig bleiben sie in Besitz eines "interessierten" Verwandten oder werden im Schwarzmarkt vertrieben. Die Hemmschwelle ist geringer, weil die alten Stücke eher als Sammler- und Erinnerungsstück angesehen werden, obwohl es tödliche Waffen sind. Wegen ihrer sperrigen Größe sind derartige Langwaffen bei Kriminellen wenig gefragt.